Die Deutschen verreisen gern und oft. Viele haben eine gut gefüllte Urlaubskasse. Nur die Chinesen geben mehr Geld für Urlaub aus und lösten 2012 die Deutschen als so genannte „Reiseweltmeister“ ab. Urlaubsreisen sind für die meisten Deutschen allerdings erst seit wenigen Jahrzehnten möglich. In früheren Jahrhunderten konnten nur Adelige und Reiche als Touristen die Welt entdecken, denn Reisen war sehr teuer und aufwendig.
Das änderte sich langsam, als der Brite Thomas Cook ab 1841 die ersten Pauschalreisen organisierte. Er schickte Scharen von Touristen mit der Eisenbahn auf Reisen. Der Reiseveranstalter hatte dafür ganze Züge und Hotels gebucht. Dadurch wurden seine Urlaubsangebote sehr günstig. Der Massentourismus begann für viele erst nach dem Zweiten Weltkrieg. In den 1950er Jahren wuchsen mit dem Wirtschaftswunder in derBundesrepublik die Einkommen und die Reiselust der Deutschen. Jeder, der ein eigenes Auto besaß, konnte jetzt auch ganz individuell auf Reisen gehen.
Bald machte eine weitere technische Veränderung den Tourismus noch bezahlbarer: Große Passagierflugzeuge transportierten seit den 1970er Jahren immer mehr Menschen immer preiswerter in die Ferne. Strände im Süden Europas, an denen sehr viele Deutsche nebeneinander in der Sonne lagen, wurden deshalb z. B. spöttisch „Teutonengrill“ genannt.
Mittlerweile verreisen die Deutschen zu jeder Jahreszeit, und man kann sie fast überall in der Welt treffen. Aber nicht alle wollen ins Ausland: „Deutschland ist für die Deutschen immer noch das wichtigste Urlaubsland.“, erklärt der Tourismusforscher Jürgen Schmude aus München. Die große Reiselust hat aber auch Nachteile: Viele Kilometer Staus auf den Autobahnen und lange Schlangen an den Schaltern der Flughäfen – so sieht es jedes Jahr zu Beginn der Sommerferien in Deutschland aus.