Als ein gar schönes Mädchen einst zum Bade ging Nackt wie die Sünde sich vorm silbern Spiegel salbend Zart ging die Hand den kalten Rand der Waschschüssel Als dort im Rund ein zuckend Leib den Blick ihr fing und Haarige Füßchen forschten im Schlund
Gusseisern Rohr dort spinnendes Getier erbrach Tastende Beinchen kratzen über Porzellan Das Mädchen sich in kühler Abscheu beugte Mit grausamer Hand die Spinne in der Flut ertränkt Kleines Leben, hin bist du nun!
Gespinste lauern überall Verstricken dich in manchem Gram Gefesselt und im freien Fall Spinnst du dir hin so manchen Wahn
Die Hand des Mädchens mehr als einmal solches Leben nahm Grausamkeit und Schönheit, lasterhaft' Union Gerne über jedes kleine Wesen sich gestellt Ein Lachen so kalt wie scherbendes Kristall Doch Nächtens im Traume fror's ihr im Gesicht
Gespinste lauern überall Verstricken dich in manchem Gram Gefesselt und im freien Fall Spinnst du dir hin so manchen Wahn Gespinste, bleich und zart gespannt Gewoben aus Gewissensangst Schnüren fort dir unerkannt Liebe, die du nie erlangst
Sag' mir, oh sag' mir, was mag das denn sein? Ein Bild, mir so fremd, wie's im Schlaf nach mir greift Wände so hoch, und ich: allzu klein Und tosender Strom mit Gewalt mich dort schleift
Nachts, wenn sie ruht, im Laken sich suhlt Ein Dröhnen und Pochen, ein Brodeln und Kochen Ihr fährt durch das Hirn wie seidener Zwirn Sich sanft um sie legt, ihre Lippen beschlägt
Sag' mir, oh sag' mir, was ist dieser Ort An den mich der Traume in Zweifel verbannt? Die riesige Fratze, die drohet mir dort Bin ich das, die vor sich ums Leben gerannt?
Kein Fliehen, kein Rennen, sie wird’s schon erkennen Beschützt sie im Reich dieses Traumes und gleich Erwacht sie im Zwielicht, wo jetzt ihr Leib ist: (Erkennt sie erschreckt) von Spinnweb bedeckt!
Das schöne Kind von nun an auf der Flucht sich fand Und grausend sich im Zwang um jeden Schlaf gebracht Doch letzten Endes sie des Morpheus' Arm umschlang Und bald darauf, da fand man ihren toten Leib Die Augen im lautlosen Schrei geweitet