Ich wollt' dich längst schon wiederseh'n, mein alter Freund aus Kindertagen, ich hatte manches dir zu sagen, und wußte, du wirst mich verstehen. Als kleines Mädchen kam ich schon zu dir mit all den Kindersorgen. Ich fühlte mich bei dir geborgen, und aller Kummer flog davon.
Hab ich in deinen Arm geweint, strichst du mit deinen grünen Blättern mir übers Haar, mein alter Freund.
Mein Freund der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot.
Du fielst heut' früh, ich kam zu spät, du wirst dich nie im Wind mehr wiegen, du mußt gefällt am Wege liegen, und mancher, der vorübergeht, der achtet nicht den Rest von Leben, und reißt an deinen grünen Zweigen, die sterbend sich zur Erde neigen. Wer wird mir nun die Ruhe geben,
die ich in deinem Schatten fand? Mein bester Freund ist mir verloren, der mit der Kindheit mich verband!
Mein Freund der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot.
Bald wächst ein Haus aus Glas und Stein dort, wo man ihn hat abgeschlagen, bald werden graue Mauern ragen, dort wo er liegt, im Sonnenschein. Vielleicht wird es ein Wunder geben, ich werde heimlich darauf warten, vielleicht blüht vor dem Haus ein Garten, und er erwacht zu neuem Leben.
Doch ist er dann noch schwach und klein, und wenn auch viele Jahre gehen, er wird nie mehr der Selbe sein!
Mein Freund der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot.