Vier Lieder für Gesang und Klavier, op. 12 (1915-17) [Heather Harper, Charles Rosen]
Der Tag ist vergangen, Die Nacht ist schon hier; Gute Nacht, o Maria, Bleib ewig bei mir.
Der Tag ist vergangen, Die Nacht kommt herzu; Gib auch den Verstorbnen Die ewige Ruh.
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„Die geheimnisvolle Flöte“
An einem Abend, da die Blumen dufteten Und alle Blätter an den Bäumen, trug der Wind mir Das Lied einer entfernten Flöte zu. Da schnitt Ich einen Weidenzweig vom Strauche, und Mein Lied flog, Antwort gebend, durch die blühende Nacht. Seit jenem Abend hören, wann die Erde schläft, Die Vögel ein Gespräch in ihrer Sprache.
Hans Bethge
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Schien mir's, als ich sah die Sonne, daß ich schaute den Verborgnen: jeder Mensch genießt die Werke, selig, der das Gute übet. Für die Zornestat, die du verübtest, büße nicht mit Bosheit; tröste den, den du betrübtest, gütig, und es wird dir frommen. Der nur fürchtet, der sich hat vergangen: gut ist schuldlos leben.
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„Gleich und gleich“
Ein Blumenglöckchen vom Boden hervor War früh gesprosset in lieblichem Flor; Da kam ein Bienchen und naschte fein: Die müssen wohl beide für einander sein.