1.
Muß der Tod denn auch entbinden /
Was kein fall entbinden kann?
Muß sich der mir auch entwinden /
Der mir klebt dem Herzen an?
Ach! der Väter trübes scheiden
Machet gahr zu herbes leiden;
Wenn man unsre Brust entherzt
Solches mehr / als tödlich / schmerzt.
2.
Unsre Herzen sind die Väter /
Die bedencken was uns kränckt;
Sie sind unsre Seuffzer. Beter
Für das / was kein Kind nicht denckt /
Sie erkennen diese Seiten
Und der Erden Eitelkeiten;
Drum ihr Ach vom eitlen loß
Hält der Höchste teur und groß.
3.
Solcher ist mir auch gewesen
Mein Herr Vater / welcher mir
Tausend Seegen hat gelesen
vor der reichen Himmels-Tühr
Durch sein flehen / dessen lehren
Und sein sorgen mich verehren
Täglich mit Vergnüglichkeit /
Die noch[7] GOtt Er mir bereit.
4.
Dieser nun wird mir entrissen /
Ach! wie hefftig ist der schmerz
Daß ich den nun muß vermissen, /
Der war meines Herzens Herz!
Dieses soll mein Trost nun werden /
Weil ich leben auff der Erden /
Daß ich seyn in lust und pein
Danckbahr eingedenk will seyn.
5.
Und daß er nun den empfangen /
Den er liebet / seinen Horth:
Deiner warth ich mit verlangen
Dieses war sein leztes Worth.
Sein verlangen ist gestillet /
All sein wünschen ist erfüllet.
IEsu freuden Überfluß
Ich / alß Sohn / Ihm gönnen muß.
6.
Er spielt nun die Freuden-Lieder
Auff des Himmels-Lust-Clavier /
Da die Engel hin und wieder
Singen ein mit süsser Zier.
Hier ist unser Leid-gesänge
Schwarze[8] Noten Traur-Gemenge
Mit viel Kreuzen durchgemischt /
Dorth ist alls mit lust erfrischt.
7.
Schlaffe wohl / du Hoch-geliebter
Lebe wol / du Seelge Seel;
Ich dein Sohn / nun Hoch-betrübter
Schreib auff deines Grabes Höl:
Allhie liegt des spielens gaben
Selbsten GOtt erfreuet haben:
Darumb ist sein Geist beglückt
Zu des Himmels Chor entrückt.
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