Der Toten zu gedenken, Zu ehren sie in Ewigkeit, Sie zu hegen und zu wahren, Zu jammern für ihr Seelenheil. Die Toten sich zu knechten, Verdammnis durch sie fliehen, Erlösung durch sie heischen, Für die eig'ne Fleischlichkeit.
Den Toten keine Ruh'!
Schwer ruht das Buch der Toten Auf goldberanktem Opferholz. Beben und Wimmern sind die Boten Der Verstummten Zorns und ihres Grolls.
Die spröden Seiten speien Seelen, In zäher Flucht entströmen sie, Im Dazwischen ewig sich zu quälen, Harren trostlos suchend ihrer Elegie.
Wogen sinnlich-herber Düfte Von faulig' Fleisch und madigen Membranen Steigen nieder in die Grüfte, Lehren Leben Tod erahnen.
Sie winden sich und hauchend schleichen Sie umher in Kerkern und Verließen, Zehren an Verwesung und an Leichen Bis sie in Codices zurück als Tinte fließen.
Ein Sarg aus schwarzem Leder. Verätzt, zerkratzt, verbrannt. Die Seiten abgegriffen, Schimmlig, blass, zersetzt. Eine Seele, eine Zeile, Wie im Kerker festgesetzt.
Es bleiben leere Namen, Nichts als ein Federstreich. Vergangenes gefangen, Spross' um Spross' gen Himmelreich.
So schmachten hier die Toten Gebannt im schwarzen Staube ihres Purgatoriums, Bestattet in vergilbtem Pergament.
Keine Ruh' den Toten! Den Toten keine Ruh'! In Memoriam ...