Dort, wo die Nebel nie verweh’n, wo nie das Licht sich zeigt, dort steht seit ewig langer Zeit ein Fels im Moor und schweigt. Die Unken singen dort ihr Lied in jeder neuen Nacht, als wьssten sie, was einst hier war und was dies Unheil bracht.
Es lebte einst vor vielen Jahr’n ein wunderschцnes Kind, ein Bauernmдdchen, jung und zart und frisch wie Morgenwind. Die liebte einen Kцnigssohn, dem war sie angetan. Sie trafen sich des nachts im Wald, dass sie beisammen war’n.
Er koste sie, er sprach zu ihr manch Wort wie Honig sьЯ. Sie glaubte ihm und war ganz sein, bis er sie dann verstieЯ. Sie weint’ so sehr, es war im gleich, sie bat ihn: "Bitte, bleib!" und wusst nichts von der bitt’ren Saat, die wuchs in ihrem Leib.
Und als das Kleid zu eng ihr ward, da kam die Sache raus. Der Vater schlug sie grьn und blau und trieb sie aus dem Haus. Und als sie dann ihr Kind gebar im dunklen Moor, allein, da war sie voller Angst und Schmerz und wusst’ nicht aus noch ein.
"Geliebtes Kind, in dieser Welt sind wir nun ganz allein, doch vor der andern Hohn und Spott bewahret sollst Du sein." Sie zog die Nadel aus ihrem Haar, stach sie dem Kind ins Herz. Dem Wahnsinn nahe, trдnenblind, nie fьhlt’ sie solchen Schmerz.
Sie nahm das Kind auf ihren Arm und sank ins Moor hinab. Sie floh vor der Verachtung fort und fand ein stilles Grab. Am Felsen, wo die Unke singt, verlieЯ sie diese Welt. Seitdem wird dieser Platz nie mehr von Sonnenlicht erhellt.