Zu Bacharach am Rheine wohnt` eine Zauberin; die war so schön und feine und riß viel Herzen hin.
Und brachte viel zu Schanden der Männer ringsumher; aus ihren Liebesbanden war keine Rettung mehr.
Der Bischof ließ sie laden vor geistliche Gewalt - und mußte sie begnaden, so schön war ihr` Gestalt.
Er sprach zu ihr gerührt: "Du arme Lore Lay, wer hat dich denn verführet zu böser Zauberei?"
"Herr Bischof, mit mir Armen treibt nicht so bösen Spott und bittet um Erbarmen für mich den lieben Gott.
Ich darf nicht länger leben, ich liebe keinen mehr - den Tod sollt ihr mir geben, drum kam ich zu Euch her!
Mein Schatz hat mich betrogen, hat sich von mir gewandt, ist fort von mir gezogen, fort in ein fremdes Land." Drei Ritter läßt er holen: "bringt sie ins Kloster hin! Geh, Lore! - Gott befohlen sei dein bedrückter Sinn!"
Zum Kloster sie nun ritten, die Ritter alle drei, und traurig in der Mitten die schöne Lore Lay.
"O Ritter, laßt mich gehen auf diesen Felsen groß! Ich will noch einmal sehen nach meinem Lieben Schloß.
Ich will noch einmal sehen wohl in den tiefen Rhein und dann ins Kloster gehen und Gottes Jungfrau sein."
Der Felsen ist so jähe, so steil ist seine Wand; doch klimmt sie in die Höhe, bis daß sie oben stand.
Es binden die drei Ritter die Rosse unten an und klettern immer weiter zum Felsen auch hinan.
Die Jungfrau sprach: "Da gehet ein Schifflein auf dem Rhein; der in dem Schifflein stehet, der soll mein Liebster sein.
Mein Herz wird mir so munter, er muß mein Liebster sein!" Da lehnte sie sich hinunter und stürzte in den Rhein.
Die Ritter mußten sterben, sie konnten nicht hinab; sie mußten all verderben, ohn Priester und ohn Grab.
Wer hat dies Lied gesungen? Ein Schiffer auf dem Rhein, und immer hats geklungen von dem Dreiritterstein:
Lore Lay Lore Lay Lore Lay Als wären es meiner drei.