Maria del Mar Cortes sitzt mitten zwischen einer Horde Kindergartenkinder. „Hast du schon aufgegessen?“, fragt die 30-Jährige ein kleines Mädchen. Die Spanierin ist über den Europäischen Freiwilligendienst in einem Kindergarten in Hannover gelandet. Zu Hause in Andalusien hat Maria als Lehrerin gearbeitet. Doch ihr war wichtig, etwas Neues auszuprobieren – am liebsten mit Kindern und in Deutschland.
Der Europäische Freiwilligendienst wurde 1996 gegründet. Nach Deutschland kommen jedes Jahr mehr als 500 junge Leute. Die meisten sind Studierende. Sie kommen aus EU-Ländern, aber auch aus der Türkei und aus Russland. Im Gegenzug sammeln rund 850 Deutsche freiwillig Auslandserfahrung. „Durch den gegenseitigen Austausch solle das europäische Bewusstsein und das Gefühl für Europa gestärkt werden“, meint Karin Schulz von der zuständigen deutschen Agentur „Jugend für Europa“.
Die Teilnehmer bekommen die Unterkunft gestellt, außerdem gibt es kostenlose Mahlzeiten und ein Taschengeld. Und sie haben die Qual der Wahl: Sie können mit Kindern oder im Tierschutz arbeiten, in einem Flüchtlingsprojekt mithelfen oder im Nationalpark ihren Dienst antreten.
Die Spanierin Maria del Mar Cortes sieht Europa durch ihren Freiwilligendienst mit anderen Augen. „Es gibt viele Klischees über Deutsche, Spanier, Franzosen“, meint sie. „Aber die stimmen nicht. In Europa sind wir doch alle recht gleich.“
Glossar
freiwillig – ohne dass man gezwungen wird; aus freiem Willem
gemeinnützig – nicht auf Gewinn zielend; so, dass es der Gesellschaft nutzt
verrichten – machen; ausführen
Horde, -n (f.) – die ungeordnete Menge
landen – hier: ankommen
im Gegenzug – hier: im → Austausch; dafür
rund – hier: etwa; ungefähr
gegenseitig – so, dass es für beide Seiten gilt
Austausch, -e (m.) – hier: das → gegenseitige Entsenden von Menschen in das jeweilig andere Land; auch: das Sprechen miteinander
Bewusstsein (n., nur Singular) – hier: das klare Wissen über etwas; die Erkenntnis
zuständig – für etwas verantwortlich
Agentur, -en (f.) – hier: eine Institution, die etwas vertritt
etwas gestellt bekommen – etwas kostenlos zur Verfügung erhalten
Taschengeld (n., nur Singular) – das Geld, das jeder für sich ausgeben darf
die Qual der Wahl – umgangssprachlicher Ausdruck für die Situation, in der man sich nur schwer zwischen zwei oder mehreren Dingen entscheiden kann
Flüchtling, -e (m.) – jemand, der aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen aus seiner Heimat flieht
den Dienst antreten – hier: mit einer Arbeit beginnen
etwas mit anderen Augen sehen – etwas anders als bisher bewerten
Klischee, -s (n.) – das Vorurteil; ein bestimmtes Bild von etwas oder jemandem
recht – hier: ziemlich; ungefähr; fast
Fragen zum Text
1. Was stimmt nicht? a) Die spanische Teilnehmerin stammt aus Andalusien und arbeitet jetzt in Hannover. b) Beim Europäischen Freiwilligendienst können sich auch Russen bewerben. c) Den Europäischen Freiwilligendienst gibt es seit fast 30 Jahren.
2. Was steht im Text? a) Maria del Mar Cortes war in ihrer Heimat Professorin, bevor sie nach Deutschland kam. b) In den Kindergarten in Hannover gehen nur spanische Kinder. c) Die Vorurteile über Einwohner anderer Länder, die allgemein in einer Gesellschaft existieren, sind meist nicht richtig.
3. Der Austausch ist nützlich, weil … a) man kostenlos im Ausland wohnen kann. b) das Gefühl für Europa stärker wird. c) man eine Berufsausbildung bekommt.
4. Maria del Mar Cortes arbeitet im Kindergarten, … sie kleine Kinder gern hat. a) deshalb b) weil c) denn
5. Maria del Mar Cortes liebt Kinder, … arbeitet sie im Kindergarten. a) weil b) denn c) deshalb