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Echtes Deutsch - 23 - Gerald Boehm. Lesen | Текст песни

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Denis. Gerald, warum braucht ein Mensch das Bed¸rfnis, B¸cher zu lesen?
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Gerald. Ich glaube, dass das Lesen eine Form der Unterhaltung ist,
die neben der Unterhaltung auch sehr sehr viele n¸tzliche Dinge mitbringt,
und daher vor allem f¸r Kinder,
und f¸r Jugendliche wichtig, n¸tzlich und sehr hilfreich sein kann.
Man ist mit dem Lesen gezwungen,
und das ist ein angenehmer Zwang,
sich aktiv mit dem Medium auseinanderzusetzen.
Und das ist keine einseitige Bewegung,
wie das oft,
auch nicht immer, aber oft,
beim Fernsehen der Fall ist.
wie das oft,
nicht immer, aber oft, bei Computer der Fall ist.
Und man kann sich vom Lesen, sozusagen, nicht berieseln lassen,
weil, sobald man den Blick abwendet,
und nicht die Aufmerksamkeit, zumindest nicht eine gewisse Aufmerksamkeit dem Buch zukehrt
oder dem Text, den man liest,
dann spielt sich nichts ab.
Dann geht nichts.
Das heiflt, ich glaube,
dass Lesen f¸r sehr viele Altersgruppen,
und besonders f¸r Jugendliche und Kinder, neben dem Unterhaltungswert
sehr sehr viele n¸tzliche Eigenschaften und Funktionen mitbringt.
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Denis. Erinnerst du dich daran, wer dir das Lesen beigebracht hat?
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Gerald. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wer mir Lesen beigebracht hat
und wie ich Lesen gelernt habe.
Aber ich kann mich sehr gut erinnern,
dass meine Mutter mir sehr viel vorgelesen hat.
Das heiflt, ich bin auf ihrem Schofl gesessen,
sie hat mir M‰rchen vorgelesen.
Sie hat mir unter Umst‰nden dann auch Gedichte vorgelesen
und solche Dinge... Nat¸rlich haben wir in der Schule Lesen gelernt und Schreiben gelernt.
Aber das zusammenh‰ngende Lesen irgendwie und auf den Geschmack gebracht haben mich meine Eltern,
die mir sehr viel vorgelesen haben.
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Denis. Liest du jetzt viel?
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Gerald. Ich lese jetzt generell weniger
und vor allem anders als fr¸her.
Fr¸her hab' ich vor allem zur Unterhaltung gelesen,
und einfach besonders als Kind, als Schulkind, noch
Kinderb¸cher, Unterhaltungsb¸cher,
Detektivromane, Krimis und so weiter,
also, einfach zur Unterhaltung.
Und nachdem sich die Formen der Unterhaltung mit steigendem Lebensalter ‰ndern,
hab' ich dieses Unterhaltungslesen jetzt etwas abgelegt.
Und jetzt lese ich eigentlich vor allem aus meinem Spezialgebiet,
das heiflt ¸ber Osteuropa, ¸ber Russland, ¸ber die russische Sprache,
¸ber Sprachwissenschaft, ¸ber Literaturwissenschaft und so weiter.
Und ich lese auch wesentlich mehr Zeitungen als fr¸her.
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Denis. Wo liest du?
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Gerald. Ich lese jetzt in Moskau vor allem in der U-Bahn sehr viel.
Und ich hab' das mit der Zeit erst verstehen gelernt.
Ich habe es bei meinen kurzen Aufenthalten nicht verstanden,
wieso hier in der U-Bahn so viel gelesen wird.
Und ich hab immer versucht, schnell einen Platz zu finden,
um ja zu sitzen.
Aber ich hab dann herausgefunden,
dass, wenn man liest,
vergeht erstens die Zeit sehr sehr schnell,
und man kann sich irgendwie ablenken von den Unannehmlichkeiten,
von den Schwierigkeiten,
die das Metrofahren so mit sich bringt.
Ich lese jetzt, also, wie gesagt,
in der Metro, in den ˆffentlichen Verkehrsmitteln,
und vor allem auch in der Arbeit sehr viel.
Also, meine Arbeit h‰ngt sehr viel mit Texten aus dem journalistischen Bereich zusammen,
Magazine "Der Spiegel", "Der Stern",
andere bekannte deutsche Magazine,
Tageszeitungen, Schweizer Tageszeitungen,
"Z¸richer Zeitung", "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und so weiter.
Und dann lese ich auch daheim am Abend,
dann wiederum unter Umst‰nden auch zu Unterhaltung,
Verschiedenstes: also dann, Zeitungen, Magazine, russische Tageszeitungen,
Unterhaltungsliteratur auf Russisch, auf Deutsch,
was sich findet.
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Denis. Welche von B¸chern, die du neuerdings gelesen hast, waren besonders beeindruckend?
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Gerald. Es gibt von Amistead Maupin eine Reihe,
die sich "Stadtgeschichten" nennt.
Dieser Mann ist ein Journalist,
der in San Francisco gearbeitet hat,
und der Kolumnen f¸r eine Zeitung in San Francisco geschrieben hat.
Und der sich dann entschlossen hat,
dieses Leben und die besonderen Lebensverh‰ltnisse in San Franzisko in ein Buch zu verpacken.
Und dieses Buch war so erfolgreich,
der erste Band davon,
dass er Fortsetzungen geschrieben hat.
Und jetzt gibt es sechs B‰nde "Stadtgeschichten".
Deswegen sehr interessant,
weil es auch sprachlich... ist es erstens eine sehr gute ‹bersetzung ins Deutsche aus dem Englischen.
Also, es ist sprachlich sehr interessant,
und die ‹bersetzung gut zu beobachten,
und das ist andererseits auch schon wieder ein gewisser R¸ckblick in die Geschichte.
Weil die Geschichten in den achtziger Jahren spielen,
und ich darin auch viele.... einerseits Dinge, die ich aus meiner Kindheit kenne, oder die in meiner Kindheit eben bekannt waren, beliebt waren, popul‰r waren, wieder treffe.
Das heiflt, Schauspieler, Filmstars und so weiter, gewisse Dinge des t‰glichen Lebens.
Und andererseits auch wieder gewisse Dinge dazu lerne,
also, Dinge, ¸ber die man damals gesprochen hat,
Personen, Umst‰nde, Situationen,
auch teilweise gewisse Ereignisse in der Politik.
Und diese B¸cher sind sehr unterhaltsam zu lesen,
weil sehr viele Extreme geschildert werden.
Also, es treten dort keine Personen auf,
die real existieren.
Vielleicht gibt es reale Vorbilder.
Es sind die Personen stark ¸berzeichnet,
und das macht das Ganze auch recht lustig unter Umst‰nden.
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Denis. Kannst du ¸ber Genres, B¸cher, Autoren erz‰hlen, die du besonders magst?
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Gerald. Zu einem meiner Lieblingsgenres in der letzten Zeit haben sich kurze Geschichten und kurze Erz‰hlungen entwickelt,
weil es ganz einfach nicht immer mˆglich war,
ein langes Buch zu lesen.
Weil ich sehr viele Pr¸fungen abzulegen gehabt hab,
kann nicht die volle Aufmerksamkeit einem langen Buch zuwenden,
sondern ich kann eben unter Umst‰nden in kurzer Zeit eine Kurzgeschichte lesen,
eine kurze Erz‰hlung lesen.
Generell interessieren mich aber doch l‰ngere Erz‰hlungen und Romane sehr gut,
weil das Bild, das sich dadurch bietet,
wesentlich vielseitiger und genauer und facettenreicher ist,
als in Kurzgeschichten,
wo es eben dann auch darum geht,
dass man in wenigen Worten sehr grofle Situationen oder auch sehr grofle Zeitabschnitte darstellt.
In Romanen hat man eben mehr Zeit,
und man sp¸rt es auch,
und man wird mehr Teilnehmer dieses literarischen Werks,
als in k¸rzeren Erz‰hlungen.
Also, so viel zu Prosa. Zu Lyrik muss ich sagen,
dass ich eigentlich kein besonderes Verh‰ltnis habe,
aufler zu einigen Dichtern aus meiner n‰heren Heimatumgebung in ÷sterreich,
die eigentlich Amateurdichter sind,
aber deren Gedichte eben
teilweise auch meine eigenen Erfahrungen wiedergeben.
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Denis. Stell dir vor, du musst unterwegs im Zug einige Tage verbringen. Welche B¸cher nimmst du mit?
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Gerald. Ich w¸rde auf so eine Reise ganz sicherlich "Die Br¸der Karamazow" mitnehmen,
weil ich dieses Buch vor einiger Zeit schon das erste Mal gelesen hab,
und dann in weiterer Folge viel ¸ber dieses Buch gelesen hab'.
Und es jedes Mal wieder ein Erlebnis ist.
Und ich lese es jetzt.
Und, also, es ist derartig facettenreich,
dass man es mit einem Mal Lesen...
nicht erfassen kann.
Und es bietet im verschiedenen Lebensalter immer wieder neue Seiten.
Als zweites Buch w¸rde ich ganz sicher "Schuld und S¸hne" mitnehmen,
weil auch darin sich wahnsinnig viel findet.
Dann w¸rde ich mitnehmen von Thomas Mann "Der Zauberberg",
weil ich viel ¸ber dieses Buch gehˆrt hab',
und von einem Freund mir erz‰hlen hab' lassen ¸ber dieses Buch,
aber bis jetzt noch nicht dazu gekommen bin.
Als viertes Buch w¸rde ich mitnehmen "Die menschliche Komˆdie" von Balzac,
wobei wahrscheinlich dieses Buch eine ganze Tasche f¸llen w¸rde,
weil es nat¸rlich ein sehr langes Werk ist.
Aber nachdem es eine lange Zugfahrt ist und ich Zeit habe,
gelingt es mir auf der Zugfahrt vielleicht, mir die Zeit zu nehmen,
dieses Buch zu lesen.
Weil das auch epochengebend f¸r die ganze europ‰ische Literatur war.
Und weil das Schaffen von Balzac und sein Leben ganz einfach
sehr bewundertswert war.
Und dann w¸rde ich auch mitnehmen, wiederum als epochengebendes Werk f¸r die russische Literatur, "Evgenij Onegin",
weil es ganz einfach ein Klassiker ist,
und weil es ganz einfach zum Verst‰ndnis vieler anderer Schichten und vieler anderer Entwicklungen der Literatur dient.

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