#- Denis. Welche Wirkung auf Ihr Leben haben moderne Kommunikationssysteme? #- Hans. Ich denke, ohne diese w¸rde es wahrscheinlich nicht mehr gehen. Also, sie bestimmen ja eigentlich fast alle Bereiche des Lebens! Es f‰ngt an mit den Handys. Es gibt ja kaum noch einen Jugendlichen, sogar auf der Strafle, der nicht ein Handy hat und das dauernd klingelt. Ich sehe das bei meiner Tochter, wo st‰ndig irgend eine Freundin anruft oder eine Information r¸berschickt... ...bis hin zu Gesch‰ftsleuten, f¸r die das ja ein regelrechtes Arbeitsmittel ist, ja. Also, eigentlich bestimmen die Handys, (¸berhaupt die modernen Mittel wie zum Beispiel auch Internet, Fax ist ja heute schon fast unmodern) bestimmen ja eigentlich alle Bereiche. #- Denis. Schreiben die Leute in Deutschland heutzutage gewˆhnliche Briefe? #- Hans. Also, ich w¸rde sagen, das ist sehr selten geworden. Auch die Ansichtskarte aus dem Urlaub eigentlich nicht mehr. Es ist viel einfacher, sich gegenseitig anzurufen. Es hat ja fast jeder ein Telefon, zumindest ein Telefon zu Hause. Und alle Probleme werden telefonisch erˆrtert, und selbst im Urlaub aus Spanien und wo auch immer, mal per Telefon kurz die Verwandten anrufen. Herzliche Gr¸fle und so weiter, damit spart man sich die Urlaubskarte. #- Denis. Schreibt man oft Telegramme in Deutschland? #- Hans. Telegramme trifft man nat¸rlich noch in Deutschland aus dem einfachen Grund. Es hat sicherlich nicht jeder ein Telefon. Aber sicherlich sind Telegramme auch schon relativ selten geworden. #- Denis. Wie oft verwenden Sie ein Fax bei der Arbeit? #- Hans. Das Fax? Sagen wir, eigentlich ja, relativ h‰ufig. Wobei eigentlich Gesch‰ftsbriefe und so weiter inzwischen schon vorwiegend per Internet abgewickelt werden. Etwas anderes ist es, wenn ich zum Beispiel eine Kopie eines Briefes oder eine Zeichnung ¸bermitteln will, dann benutze ich noch das Fax, aber im Allgemeinem geht das alles schon ¸ber E-Mail, also ¸ber Internet. #- Denis. Kriegt man in Deutschland Werbung per Fax? #- Hans. In Deutschland gibt es das sicherlich auch, dass hin und wieder vˆllig nutzlose Faxe durchkommen, aber nicht in dem Ausmafl, wie ich das auch selber in Moskau erlebt habe. #- Denis. Wie weit sind Handies in Deutschland verbreitet? #- Hans. Diese sogenannten mobilen Telefone - Handies. Ich sagte ja bereits. Selbst die Jugendlichen auf der Strafle und meine dreizehnj‰hrige Tochter, die hat auch schon von der Oma ihr Handy geschenkt bekommen... Also, es gibt sicherlich fast in jeder Familie mindestens ein Handy. #- Denis. Kann ein Fahrer im Wagen das Handy benutzen? #- Hans. Dem Fahrer, w‰hrend er am Lenker sitzt, ist es nat¸rlich untersagt. Aus Sicherheitsgr¸nden. Das ist sicher verst‰ndlich. Er kann ein Handy benutzen, wenn er eine sogenannte Sprechanlage im Auto hat, also, dass er nicht mit einer Hand den Hˆrer ans Ohr beziehungsweise die Sprechmuschel vor dem Mund halten muss. #- Denis. Welche Dienstleistungen bietet die Konkurrenz an? #- Hans. Der Verbraucher hat nat¸rlich seinen Vorteil aus diesem riesigen Konkurrenzkampf, indem er, und das ist sehr stark sichtbar gewesen in den letzten Jahren, eigentlich immer weniger f¸r die Gespr‰chsminute bezahlt. Es ist eigentlich schon fast ¸berall Gang und G‰be, dass nicht mehr die Minute, sondern sogar nach Sekunden abgerechnet wird, was hier auch wiederum zum Vorteil des Verbrauchers ist, wenn er eben, sagen wir, dreiunddreiflig Sekunden spricht und ihm daf¸r nicht eine ganze Minute berechnet wird. Aber ¸berhaupt die Gespr‰chspreise, sowohl die nationalen, als auch die Ortstarife und auch die internationalen Tarife sind nat¸rlich dadurch sehr verbraucherfreundlich geworden. #- Denis. Benutzen Sie auch SMS - Dienstleistungen? #- Hans. Ich w¸rde sagen, das ist eigentlich sehr unterschiedlich. Das ist wieder auch eine Frage des persˆnlichen Geldbeutels, und das ist nat¸rlich auch eine Frage der Erreichbarkeit, denn eine Kurznachricht wird im Allgemeinen dann hinterlassen, wenn ich den Gespr‰chsteilnehmer in dem Moment nicht erreichen kann. #- Denis. Gibt es noch Leute, die Pager brauchen? #- Hans. Es gibt auch noch Menschen die den Pager nutzen. Er ist aber, soweit ich das sehe, nicht so verbreitet wie in Russland. Das h‰ngt sicherlich auch mit finanziellen Gr¸nden zusammen. Aber es gibt in Deutschland sogar ein spezielles Pagernetz f¸r Kinder, also auch den Kinderpager, der entsprechend sehr billig ist. Ich weifl jetzt nicht, wie viel das kostet, es ist jedenfalls sehr billig. Und ich kann problemlos damit meiner Tochter auch irgendwelche Nachrichten zukommen lassen. #- Denis. Hatten Handies und Telefone bei Ersterscheinung einen sozialen Hintergrund? #- Hans. Nun muss ich sagen, ich arbeite schon so lange in Russland, dass ich diese Situation eigentlich mehr in Russland verfolgt habe als in Deutschland. In Deutschland ist mir das eigentlich gar nicht so aufgefallen. #- Denis. Benutzen Sie oft elektronische Post? #- Hans. Ja, sicher. Relativ oft. Zwangsl‰ufig. #- Denis. Was denken Sie ¸ber diese Kommunikationsart? #- Hans. Unumg‰nglich! Wenn ich sehr schnell Informationen erhalten mˆchte, dann ist es eigentlich schon fast das einzige Mittel, aufler eventuell noch dem Fax, aktuelle Informationen zu erhalten. Und ich benutze nicht nur schlechthin auch die elektronische Post, sondern nat¸rlich ¸berhaupt das Internet, um notwendige zus‰tzliche Informationen zu erhalten. Vor allen Dingen eben, wie gesagt, ganz aktuelle. Und wenn sich zum Beispiel unsere Korrespondenten, die sich in unserem Fall in ganz Russland befinden, unverz¸glich nach einem Ereignis aktuell mit uns in Verbindung setzen wollen, dann bleibt eigentlich gar nichts anderes ¸brig, als ¸ber die elektronische Post uns das zukommen zu lassen. Ansonsten ist die Meldung schon wieder veraltet. Sagen wir, im Prinzip fast jeder Jugendliche, der sich einen Computer leisten kann, nun fast jeder, das ist vielleicht ein bisschen ¸bertrieben, aber doch es eine ganz grofle Anzahl von Jugendlichen, auch die sich einen Computer leisten kˆnnen, nutzen diese Mˆglichkeit auch des Briefwechsels mit unbekannten Menschen aus aller Welt. Das ist also relativ verbreitet. #- Denis. Ist es nicht schade, dass gewˆhnlicher Briefwechsel deswegen allm‰hlich verschwindet? #- Hans. Auf der einer Seite sicherlich. Es ist nat¸rlich ein Problem unserer Zeit, die so schnellebig ist. Die meisten Menschen haben relativ wenig Freizeit. Und wenn ich einen intensiven Briefwechsel betreiben will, dann kostet das doch relativ viel Zeit. Wenn ich also einen Brief schreiben will in der Art, wie ihn meinetwegen Goethe seinerzeit an die Frau von Stein schrieb, das kostet heutzutage so viel Zeit, weil man einen Brief doch dann meistens noch ausfeilt. Diese Zeit hat man wahrscheinlich kaum noch, um das so intensiv zu betreiben. #- Denis. Und was ¸ber die Gratulationen? Gl¸ckw¸nsche? Auch per elektronische Post? #- Hans. Also, die Geburtstags-, Gl¸ckwunschkarte... Man bekommt solche Karten zu kaufen. Aber dass man sie per Post schickt, das ist eigentlich schon sehr selten geworden. Meistens nimmt man eine sogenannte Ulkpostkarte, die man dann an das Geschenk mit ranbindet oder in das Geschenk reinsteckt, und schon persˆnlich ¸berreicht. Oder man ruft eben ganz einfach an. "Hallo, Oma, ich kann heute nicht kommen, gratuliere aber trotzdem. Wir sehen uns am Wochenende". Und das passiert alles. Auch hier schon wesentlich vereinfacht. Wobei ich persˆnlich der Meinung bin, dass ein persˆnlicher Anruf, zum Beispiel bei meiner Mutter, wenn ich jetzt in Moskau bin und zu ihrem Geburtstag nicht nach Berlin fliegen kann, dass es nat¸rlich ein persˆnlicher Anruf und ein kurzes Gespr‰ch mit ihr sicherlich emotional auf beiden Seiten viel besser ist, als wenn ich eine Karte schicke. Sie kann keine Fragen stellen, ich kann keine Fragen stellen. Eine Karte ist immer, sagen wir auf der einen Seite Ausdruck daran: ich denke an dich, aber sie l‰sst keine gegenseitige Kommunikation aufkommen.