Eine Nacht in der Hofburg im Jahre 1865. Franz Joseph steht im Hausmantel vor Elisabeths Schlafzimmertür, klopft, versucht einzutreten. Die Tür ist verschlossen. Im Schlafzimmer sitzt Elisabeth an ihrem Sekretär und schreibt. Sie hört Franz Joseph, macht aber keine Anstalten, ihn einzulassen.
FRANZ JOSEPH: Elisabeth? Mach auf, mein Engel. Ich, dein Mann, sehn mich nach dir. Lass mich nicht warten! Hinter mir liegt ein Tag voll Problemen. Frankreich beginnt mir offen zu drohn. Skandale, die kein Ende nehmen. Staatsbankrott, Krieg und Revolution. Eine Selbstmordwelle, neue Typhusfälle. Hilf mir einzuschlafen so wie ein Schiff im sicher’n Hafen, von deiner Zärtlichkeit bewacht und ohne Wunsch für eine Nacht.
Er kann sich nicht erklären, warum sie ihm nicht öffnet. Er lauscht an der Tür, bevor er einen neuen Versuch macht...
Nun öffne mir, lass mich nicht warten. Sei die Frau, die mich versteht, Elisabeth!
Elisabeth hat aufgehört zu schreiben. Sie dreht sich auf ihrem Stuhl in Richtung zur Tür um.
ELISABETH: Warum gehst du nicht zu deiner Mutter? Sie war dir auch sonst immer lieber...
FRANZ JOSEPH: Engel!
ELISABETH: Verschon mich!
FRANZ JOSEPH: Was hab ich getan?
ELISABETH: Du lässt zu, dass Rudolf gequält wird.
FRANZ JOSEPH: Rudolf? Gequält?
ELISABETH: Ich hab alles erfahr’n. Deine Mutter gab ihn ihrem Folterschergen.
FRANZ JOSEPH: Sie lässt ihn wie mich zum Kaiser erziehn. Er ist noch zu weich.
ELISABETH: Ihr wollt ihn zerstör’n. Doch ich werd mir das nicht länger ansehen! Entweder sie oder ich!
Sie öffnet die Tür und hält Franz Joseph das Papier mit ihrem Ultimatum hin. Franz Joseph ergreift es zögernd und sieht es verständnislos an.
ELISABETH (gesprochen): Ich habe ein förmliches Ultimatum aufgesetzt. Wenn du mich nicht verlieren willst, erfüll’ es! Ich möchte selbst über die Erziehung meiner Kinder bestimmen. Und von nun an will ich entscheiden, was ich tue und lasse. Lies mein Schreiben und entscheide dich: Für deine Mutter oder mich! Und jetzt lass mich allein.
Elisabeth schließt heftig die Tür. Franz Joseph betrachtet benommen das Schriftstück, wendet sich ab und geht ins Dunkel. Im Schlafzimmer steht auf einmal der Tod. Elisabeth erschrickt, als sie ihn sieht.
TOD: Elisabeth, sei nicht verzweifelt. Ruh dich aus in meinem Arm. Ich will dich trösten. Flieh, und du wirst frei sein und alles Kämpfen wird vorbei sein. Ich führ dich fort aus Raum und Zeit in eine bessre Wirklichkeit.
Der Tod zieht Elisabeth an sich. Sie lässt es geschehen.
Elisabeth! Elisabeth! Ich liebe dich...
Abrupt wehrt sich Elisabeth gegen die Versuchung und reißt sich los.
ELISABETH: Nein! Ich möchte leben. Ich bin zu jung um aufzugeben. Ich weiß, ich kann mich selbst befrein. Jetzt setz ich meine Schönheit ein. Geh! Ich will dich nicht! Ich brauch dich nicht! Geh!
Mit einer entschiedenen Geste weist Elisabeth den Tod ab. Dieser weicht zurück und verschwindet im Nichts. Langsam geht das Licht aus. Verwandlung.