An die Freude ('Freude, Königin der Weisen'), song for voice & piano, K. 53 (K. 47e)
Freude, Königin der Weisen, Die, mit Blumen um ihr Haupt, Dich auf güldner Leier preisen, Ruhig, wenn die Bosheit schnaubt: Höre mich von deinem Throne, Kind der Weisheit, deren Hand Immer selbst in deine Krone Ihre schönsten Rosenband.
Rosen, die mit frischen Blättern, Trotz dem Nord, unsterblich blüh'n, Trotz dem Südwind, unter Wettern. Wenn die Wolken Flammen sprüh'n, Die dein lockicht Haar durchslingen, Nicht nur an Cytherens Brust, Wenn die Grazien dir singen, Oder bei Lyäens Lust.
Sie bekränzen dich in Zeiten, Die kein Sonnenblick erhellt, Sahen dich das Glück bestreiten, Denn Tyrannen unsrer Welt, Der um seine Riesenglieder Donnderndes Gewölke zog, Und mit schrecklichem Gefieder Zwischen Erd' und Himmel flog.
Dich und deine Rosen sahen Auch die Gegenden der Nacht Sich des Todes Throne nahen, Wo das kalte Schrecken wacht. Deinen Pfad, wo du gegangen, Zeichnete das sanfte Licht Cynthiens mit vollen Wangen, Die durch schwarze Schatten bricht.
Dir was dieser Herr des Lebens, War der Tod nicht fürchterlich, Und er schwenkete vergebens Seinen Wurfspiess wider dich: Weil im traurigen Gefilde Hoffnung dir zur Seite ging Und mit diamanten Schilde Über deinem Haupte hing.
Hab' ich meine kühnen Saiten Dein lautschallend Lob gelehrt, Das vielleicht in späten Zeiten Ungeborne Nachwelt hört; Hab' ich den beblümten Pfaden, Wo du wandelst, nachgespürt, Und von stürmischen Gestaden Einige zu dir geführt:
Göttin, o so sei, ich flehe, Deinem Dichter immer hold, Daß er schimmernd Glück verschmähe, Reich in sich auch ohne Gold; Daß sein Leben zwar verborgen, Aber ohne Sklaverei, Ohne Flecken, ohne Sorgen, Weisen Freunden theuer sei!