Von Branntwein toll und Finsternissen Von unerhörten Güssen naß Vom Frost eisweißer Nacht zerrissen Im Mastkorb von Gesichten blaß Von Sonne nackt gebrannt und krank (die hatten sie im Winter lieb) Aus Hunger, Fieber und Gestank Sang alles, was noch übrig blieb:
O Himmel, strahlender Azur! Enormer Wind, die Segel bläh! Laßt Wind und Himmel fahren! Nur Laßt uns um Sankt Marie die See!
Kein Weizenfeld mit milden Winden Selbst keine Schenke mit Musik Kein Tanz mit Weibern und Absinthen Kein Kartenspiel hielt sie zurück. Sie hatten vor dem Knall das Zanken Vor Mitternacht die Weiber satt: Sie lieben nur verfaulte Planken Ihr Schiff, das keine Heimat hat.
O Himmel, strahlender Azur! Enormer Wind, die Segel bläh! Laßt Wind und Himmel fahren! Nur Laßt uns um Sankt Marie die See!
Mit seinen Ratten, seinen Löchern Mit seiner Pest, mit Haut und Haar Sie fluchten wüst darauf beim Bechern Und liebten es, so wie es war. Sie knoten sich mit ihren Haaren Im Sturm in seinem Mastwerk fest: Sie würden nur zum Himmel fahren Wenn man dort Schiffe fahren läßt.
O Himmel, strahlender Azur! Enormer Wind, die Segel bläh! Laßt Wind und Himmel fahren! Nur Laßt uns um Sankt Marie die See!
Sie morden kalt und ohne Hassen Was ihnen in die Zähne springt Sie würgen Gurgeln so gelassen Wie man ein Tau ins Mastwerk schlingt. Sie trinken Sprit bei Leichenwachen Nachts torkeln trunken sie in See Und die, die übrig bleiben, lachen Und winken mit der kleinen Zeh:
O Himmel, strahlender Azur! Enormer Wind, die Segel bläh! Laßt Wind und Himmel fahren! Nur Laßt uns um Sankt Marie die See!
Sie leben schön wie noble Tiere Im weichen Wind, im trunknen Blau! Und oft besteigen sieben Stiere Eine geraubte fremde Frau. Die hellen Sternennächte schaukeln Sie mit Musik in süße Ruh Und mit geblähten Segeln gaukeln Sie unbekannten Meeren zu.
O Himmel, strahlender Azur! Enormer Wind, die Segel bläh! Laßt Wind und Himmel fahren! Nur Laßt uns um Sankt Marie die See!
Doch eines Abends im Aprile Der keine Sterne für sie hat Hat sie das Meer in aller Stille Auf einmal plötzlich selber satt. Hüllt still in Rauch die Sternensicht Und die geliebten Winde schieben Die Wolken in das milde Licht.
O Himmel, strahlender Azur! Enormer Wind, die Segel bläh! Laßt Wind und Himmel fahren! Nur Laßt uns um Sankt Marie die See!
Sie fühlen noch, wie voll Erbarmen Das Meer mit ihnen heute wacht Dann nimmt der Wind sie in die Arme Und tötet sie vor Mitternacht. Und ganz zuletzt in höchsten Masten War es, weil Sturm so gar laut schrie Als ob sie, die zur Hölle rasten Noch einmal sangen, laut wie nie:
O Himmel, strahlender Azur! Enormer Wind, die Segel bläh! Laßt Wind und Himmel fahren! Nur Laßt uns um Sankt Marie die See!