Es harrt auf weichem Purpursamt
Die jüngste Sklavin ihres Herrn
Und unter dunkler Bräune flammt
Ihr Auge, wie ein irrer Stern
Sie stammt aus jenem Lande nicht
Wo ehrbar-blond der Weizen reift
Und stachlicht - keusch die Gerste sticht
Wenn man sie noch so leise streift
Sie ist der Feuerzone Kind
Wo jede Frucht von selber fällt
Weil sie der Baum, der zu geschwind
Die zweite zeitigt, gar nicht hält
Sie hat von dem Johannisstrauch
Die karge Beere nie gepflückt
Die, ohne Kraft und ohne Hauch
Zur Abwehr gar den Dorn noch zückt
Doch ward sie oft vom Wein bespritzt
Weit himmelan die Rebe drang
Und dann vom Sonnenstrahl zerschlitzt
Die Traube in der Luft zersprang
Drum sitzt sie auch nicht seufzend da
Nun ihre eigne Stunde naht
Sie denkt der Rosen, fern und nah
Die sie schon selbst gebrochen hat
Und sieh, der Pascha tritt herein
Zwar ernst und düster, doch nicht alt
Und vor ihm her den Becher Wein
Trägt eines Mohren Nachtgestalt
Er sieht das Mägdlein lange an
Misst Zug für Zug und nickt nur still
Zum goldnen Becher greift er dann
Und fragt, ob sie nicht trinken will
Ihr aber schwillt schon jetzt das Blut
Bis an der Adern letzten Rand
Drum fürchtet sie des Weines Glut
Und stößt ihn weg mit ihrer Hand
Nun weist er stumm den Mohren fort
Dem wild das Auge glüht vor Lust
Und setzt sich an den weichsten Ort
Und küsst ihr langsam Mund und Brust
Doch plötzlich dringt ein jäher Schrei
Von außen ihr ins bange Ohr:
Sie ruft verstört, was das denn sei
Und er versetzt: "Es starb der Mohr
Er trank den Wein, den ich dir bot
Und wird der Sünde nimmer froh
Denn beigemischt war ihm der Tod
Ich prüfe jede Sklavin so!"
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