Die Rose, die neben der Eiche steht, Sie träumt von Tau und Nacht; Wenn zorniger Sturm durch die Welten geht, Da reckt sich die Eiche und lacht,
Und schlägt mit der knorrigen Faust ins Gesicht Dem Sturme, der wild sich bäumt - Das erste Rot durch die Stämme bricht, Die Rose hat ausgeträumt.
Und Halfdan, König Ragnars Sohn, Der liebte Rosen und Mai, Schwer schien ihm die Kron‘ und hart der Thron, Drum brach ihn die Welt entzwei.
Um Hawapalast der Nordwind braust, König Ragnar rief sein Pferd Und griff mit der breiten alten Faust Nach dem alten breiten Schwert.
Und fuhr vom Lager, auf dem er schlief, Und sah in den dunklen Saal: „Mir war‘s, als ob zum Kampfe mich rief Schlachtweisensingender Stahl.
Mir hat geträumt in letzter Nacht Ein Traum gar schauerlich, Mir träumte, ein Toter gewönne die Schlacht, Und ich glaub, der Tote war ich!
Fünfhundert Schlachten schlug diese Faust, Die heut vor der letzten nicht bebt, Das greisene Haar helmnagelzerzaust - Ich sterbe, wie ich gelebt.
Mich rief der Traum, und ich folge geschwind Und reise gen Asaland - Mich dauert nur mein einziges Kind, Halfdan mit der Mädchenhand.\"
Jung Halfdan heute den Sturmhelm trug, König Ragnar sprach kein Wort, Da ritt jung Halfdan zuletzt im Zug Und das reisige Volk zog fort.
Sie ritten bis Brawallamoor Im nebligen Skaneyland - Die Königin stand am Südertor, Am Ohr die bleiche Hand.
Der Boden erschauerte dumpf und bang Von fern hindonnerndem Huf, Und tief in den Wäldern der Berge klang Verschollener Heerhornruf.
Der Kuckuck, der rief und rief aufs neu‚, Da hielt er plötzlich ein; Ein heißes versprengtes Ross stob scheu Vom Waldsaum querfeldein.
Und mit dem Abend zog nieder ins Tal Schwerwuchtenden Trittes das Heer, Nass glänzte im letzten Sonnenstrahl Viel Blut auf Brünne und Speer.
Und Ragnar, der Greis, vor die Königin trat, Wie zerspringende Glocke es klang: „Ich hab ihn gescholten unkundig der Tat Und weichlich und zögernd und bang,
Seine Hand zu leicht, sein Herz zu schwer, Da ging er - weil ich ihn schalt. Und das Herz meines Kindes fing auf den Speer, Der diesem Herzen hier galt!
Mir hat geträumt in letzter Nacht Ein Traum so schauerlich, Mir träumte, ein Toter gewönne die Schlacht - Oh Halfdan, der Tote bin ich!\"