Auf der hehren Burg zu Weissenstein, welche auf hohem Fels gebaut, lebte einst ein edler Ritter mit seinem gar holden Weib. Eines Tages kame in Herold zur Feste sein Herr forderte des ritters Schwert. So ward er gezwungen in den Krieg zu ziehen, liess Heim und Lieb lang hinter sich…
In den Monaten seiner Waffenzeit brachte die Frau Kinder zu Welt. Sieblinge waren sie, allesamt Burschen Der Nachwuchs des rittergeschlechts. Leuchtend würde ihre zukunft warden In den Gedanken des Rittersmanns Doch die Mutter dachte ihnen anderes zu, woltte bald der Söhne junges Schicksal besiegeln.
Der Weisfrau trug das Edelweib auf Die Kinder allesam mitzunehmen Hinunter zum Regenfluss Früh sollten sie dort ihr Ende finden (um die Söhne dort zu ertränken)
Doch der Lebensfaden der Söhne war noch lange nicht zerschnitten Als just diesen Tag der Ritter Nach der Schwertzeit vom Krieg heimkehrte Er traf auf die Weisfrau und fragte, was sie in ihrem Fürtuch hätte. “7 junge Hündlein” meinte diese “Ich will sie im Regen ersaufen”
Der Ritter aber wollte einen Blick werfen Auf die Hunde, die die Frau mit sich trug. Totenbleich wurde er, ald die zitternde Frau Ihm die sieben Buben zeigte. Zornerfüllt stellte er die Weisfrau zur Rede Die unter Tränen und Wimmern ihm gestand. Strengstes Stillschweigen befahl er ihr Brachte seine Söhne an einem sicheren Ort.
So zogen die Jahre herein ins Land Das Ereignis dieses Tages die Edelfrau nie erfuhr Und als die Söhne ins Mannesalter gekommen Lud der Ritter sie ein, auf die Weissensteiner Burg.
Die Frau des Ritters war entzückt von den Recken Die tadellos und stark von ihr standen. Der Ritter flüsterte ihr ins Ohr: “sag, was sollte einer Frau geschehen, die solche Burschen umbringen last?” “lebendig einmauern” meinte sie Und der Ritter sprach mit festem Ton:
“Du hast dir so eben deinen eigenen Tod besiegelt. Denn siehe, das sind deine Söhne!” So geschah es dann, dass die Edelfrau am nächsten Tage Bei lebendigem Leib an der Burg eingemauert wurde
Und auch heute noch Nach so langer Zeit Soll man die Unglückliche Auf der Burg wandeln sehen. Als weisse frau von Weissenstein Klagend und geisternd und nimmer ruhend Bis ins fernen Tagen ihre Seele erlöst.