Tränen rinnen durch dein Gesicht, doch, meine liebe Frau, halten kannst du mich nicht. Ein letztes Jauchzen aus meiner Tochter Mund, ich halt' dich empor, so wie in glückerlicher Stund. Nehmt mein Herz, macht es euch zu eigen, ich ziehe hinaus, will keine Schwäche zeigen. Meine Augen sind trocken, doch weint meine Seele, seh ich euch jemals wieder? Die Frage will aus meiner Kehle.
Liebe Frau und Tochter, ich tu's für euch und's Vaterland. Ob wir in Freiheit leben, liegt nun in uns'rer Hand. Und keine Verletzung, nein, selbst der Tod nimmt mir nicht den Mut, denke ich an euch, dann geht's mir wieder gut.
Ich ziehe hinaus in Feindesland, an Deutschlands Grenzen, zum Memelstrand. Denn der Feind will euch bedrohen, die Zeit des Kampfes ist für mich nun. Ich schreibe euch sobald ich dort. Ich weiß nicht genau wo, unbekannt ist der Ort. Der erste Brief klang noch voller Zuversicht, bald seh'n wir uns wieder, das verspreche ich.
Liebe Frau und Tochter, ich tu's für euch und's Vaterland. Ob wir in Freiheit leben, liegt nun in uns'rer Hand. Und keine Verletzung, nein, selbst der Tod nimmt mir nicht den Mut, denke ich an euch, dann geht's mir wieder gut.
In endlosen Schlachten, da siegen wir, und so oft frag' ich mich:"Wie geht es dir?". Habt ihr Kleidung, Haus und Brot, was macht die Tochter? Geht es ihr gut Schon lang hat mich kein Brief mehr erreicht, habt ihr mich vergessen oder bin ich euch gleich? Der Nachschub stockt, oft hungrig schlaf ich ein, mein sehnlichster Wunsch, endlich wieder bei euch sein.
Liebe Frau und Tochter, ich tu's für euch und's Vaterland. Ob wir in Freiheit leben, liegt nun in uns'rer Hand. Und keine Verletzung, nein, selbst der Tod nimmt mir nicht den Mut, denke ich an euch, dann geht's mir wieder gut.
Plötzlich im Hörfunk sagen sie der Krieg ist aus, die letzte Schlacht tobt, der größte Graus. Ein Granatenschlag, mein Kamerad sinkt zu Boden, ich bin verletzt, wird auch mich nun der Teufel holen? Aus meiner Kehle eure Namen rufend sinke ich nieder, wir sehen uns im Himmel wieder. So denke ich nun alles ist aus, doch zwei Tage später wache ich im Lazarett auf.
Liebe Frau und Tochter, ich tu's für euch und's Vaterland. Ob wir in Freiheit leben, liegt nun in uns'rer Hand. Und keine Verletzung, nein, selbst der Tod nimmt mir nicht den Mut, denke ich an euch, dann geht's mir wieder gut.
Nach der Genesung, in den Triebwagen. Erkennt ihr mich wieder? Das tu ich mich fragen. Die letzte Station, hier muss ich raus, meine Lieben ich komme, ich bin zu Haus. Etwas zögernd schreite ich durch unsere Tür, mit Tränen in den Augen stehe ich vor dir. Die Tochter an der Hand "VATI!" und reißt sich los. Du fragst: "Was ist geschehen, wo warst du bloß?"
Ich erzähle vom Krieg, vom endlosen Grauen, du schreckst zusammen, kannst deinen Ohren kaum trauen. Doch es war ja für euch und für's Vaterland, dafür zog ich aus in den feindlichen Sand. Liebe Frau und Tochter, ich tat's für euch und's Vaterland, ob wir in Freiheit leben, das lag in uns'rer Hand. Und keine Verletzung, nein, selbst der Tod nahm mir nicht den Mund. Dachte ich an euch, dann ging's mir wieder gut.