Ich war bei meiner Schwester in Berlin. Sie will ich soll auf immer zu ihr ziehn. Ihr Mann ist jetzt gestorben, ein Schlemihl, und hat ihr hinterlassen viel zu viel. Sie hat a Wohnung, da ist alles drin. Sie kennt die allerbesten Leut. Doch ich sprach: Schwester, wenn ich ehrlich bin, mir macht das Leben hier ka Freud.
Ich fühl mich nicht zu Hause, zu Hause, zu Hause. Ich bin, soweit ich sehe, für dieses Leben zu primitiv. Ich fühl mich nicht zu Hause, zu Hause, zu Hause. Verzeih mir, wenn ich gehe, ich schreib dir bald ein’ Brief.
Ich fuhr zu meinem Bruder nach New York. Der lebt dort schon seit Jahren ohne Sorg. Sein Umsatz ist pro Anno a Million und deshalb wollt er mich als Kompagnon. Ja, den sein Business war so gut wie Gold, ich hätt’s auch gern mit ihm geführt, doch als ich endlich unterschreiben sollt, da hab ich plötzlich klar gespürt:
Ich fühl mich nicht zu Hause, zu Hause, zu Hause. Was gehen mich an die Yankees? Auch wenn ich dabei Geld verlier, ich fühl mich nicht zu Hause und deshalb, mein Bruder, auch wenn es ein Geschenk is, ich laß das Business dir.
Dann fuhr ich zu mein’ Schwager, Mojsche Grün, der wohnt in Buenos Aires, Argentin. Er hat a Hazienda, sitzt am Pferd und pflanzt sich die Bananen in die Erd. Und Senoritas gibt es schöne hier. Ich hab mit vielen gleich frohlockt, doch als mein Schwager sagte: Bleib bei mir! Da hab ich traurig ihm gesagt:
Ich fühl mich nicht zu Hause, zu Hause, zu Hause. Was solln mir Senoritas Und Sonnenschein und blaues Meer? Ich fühl mich nicht zu Hause, zu Hause, zu Hause, und jeder Cowboy sieht, daß ich hier nicht hingehör.
Doch plötzlich wußt ich, wo ich hingehör. Ich nahm das nächste Schiff zum Mittelmeer und fuhr in großer Eile, sehr fidel, in meine wahre Heimat Israel. Doch das war leider überhaupt nicht schlau. Hier gibt mir niemand ein’ Kredit. Und was versteh denn ich vom Ackerbau? Und alle reden nur Ivrith.
Ich fühl mich nicht zu Hause, zu Hause, zu Hause. Ich spür’s in allen Poren, auch wenn ich hier zu Hause bin, ich fühl mich nicht zu Hause, zu Hause, zu Hause, ich hab hier nichts verloren und wo soll ich denn hin?
So kam ich voller Unglück und voll Glück in mein geliebtes Städtel hier zurück. Der Umgang ist mit mir zwar sehr verpönt, man hat sich an mein Wegsein schon gewöhnt. Jetzt heißt es: Tiefgeduckt und Mißgetraut! Und wer nicht mitmacht, der macht mit. Jetzt wird ich von der Seite angeschaut und krieg symbolisch einen Tritt.
Jetzt fühl ich mich zu Hause, zu Hause, zu Hause. Im Ausland nur zu sitzen war auf die Dauer ungesund, denn hier bin ich zu Hause, zu Hause, zu Hause. Hier kann man mich benützen und hier geh ich zu Grund.