Jeden Abend denk ich beim Spazierengehn: Warum ist hier draußen kein Mensch zu sehn? Doch die Nachbarn interessiert kein Abendstern; alle sehen, wie ein Blick durchs Fenster zeigt, nur fern. Ausgezehrt und ausgelaugt und ausgebrannt; Haus für Haus starrt alles wortlos wie gebannt. Und beweisen die Bilder auch das Gegenteil: In den Zimmern ist und bleibt die Welt noch heil.
Und wenn die ganze Erde bebt, das Fernsehvolk bleibt unberührt, weil der, der nur am Bilschirm klebt, die Wirklichkeit nicht mehr spürt.
Jede Wohnung ist ein isolierter Raum, und durch die vier Wände dringt kaum ein Traum. Man man sieht und sieht, und was man sah, vergißt man prompt. Es wird alles aufgesehn, was auf den Bildschirm kommt. Da ist kein Platz mehr für Liebe und Begeisterung, da stirbt jede Diskussion bei Alt und Jung. Das einzig Frische hier ist höchstens noch das Bier, und die Phantasie bleibt draußen vor der Tür.
Und wenn die ganze Erde bebt...
Eines abends kommt das Fernsehpublikum, ohne das es etwas merkt, plötzlich um. Nicht durch Langeweile oder Ungeduld; es wird von einer fremden Macht ganz einfach eingelullt. Durch gezielte ständige Berieselung mit Pessimismus schwindet schnell der letzte Schwung. Ein Schuß Rassismus; wenn der noch was übrig läßt: Ein Schuß Zynismus gibt allen dann den Rest.