Nachtmahr (2005) - Ein Hund, der sich hinlegt, wo er will
Ein alter Mann in seinem Haus rollt mühselig Medaillen aus auf feinem Tuch auf seinem Bett. Ein alter Mann im Sonntagsstaat heftet Orden akkurat in Reih und Glied an sein Jackett.
Zwei rote Sowjetsterne die trug er damals gerne. Die Orden nach dem großen Krieg bekam fast jeder nach dem Sieg. Abzeichen gab es auch für den Steckschuß im Bauch und dann noch zwei von den kleinen für die Kugeln in den Beinen.
Ein alter Mann vorm Spiegel im Bad. Die Welt, sonst laut und bunt steht plötzlich wieder still. Er ist zurück in Stalingrad. Die Erinnerung, sagt er, ist wie ein Hund der sich hinlegt wo er will.
Ein alter Mann mit weißem Haar denkt daran, wie es war in das Feindesfeuer hinein zu rennen. Das Menschsein setzt plötzlich aus man schreit die Angst weinend hinaus. Die Füße und die Lungen brennen.
Achtmal stürmten sie rauf Achtmal gaben sie auf beim Versuch, den Hügel zu nehmen. Der Schleifer schrie, sie soll’n sich schämen! Der Weg rauf war kaum zu schaffen Manch einer ohne Waffen ging mit blanken Fäusten in den Tod. Der Hügel färbte sich blutrot.
Ein alter Mann steht zitternd im Bad stürmt zum tausendsten Mal den verschneiten Hügel hinauf. Er ist zurück in Stalingrad. Ein alter Mann vorm Spiegel im Bad. Die Welt, sonst laut und bunt steht plötzlich wieder still. Er ist zurück in Stalingrad. Die Erinnerung, sagt er, ist wie ein Hund der sich hinlegt wo er will.
Er schleppt die zeschossenen Beine die an an ihm hängen wie Steine an schnatternden Mädchen vorbei. Er kriecht Treppenfluchten hinauf schließt zitternd Türen auf. Die alten Orden klimpern dabei.
Sein Schlaf nach all den Jahren scheuert sich noch immer an Träumen wund doch er lächelt still. Die Erinnerung, sagt er, ist wie ein Hund der sich hinlegt, wo er will.
Die Erinnerung, sagt er, ist wie ein Hund der sich hinlegt wo er will.