Da schwimm' ich allein auf dem stillen Meer, keine Welle rauscht, es ist eben und glatt: auf dem sandigen Grunde prächtig und hehr glänzt die alte versunkene Stadt.
In alter verschollener Märchenzeit verstiess ein König sein Töchterlein; da lebt' es über den Bergen weit im Walde bei sieben Zwergen klein.
Und als es starb durch des Giftes Kraft, ihm eingeflösst von der Mutter arg, da legt' es die kleine Genossenschaft in einen krystallenen Sarg.
Da lag es in seinem weissen Kleid, bekränzt mit Blumen, duftend und schön; da lag es in seiner Lieblichkeit, und sie konnten es immer seh'n.
So liegst du in deinem Sarg von Krystall, du geschmückte Leiche, versunk'nes Julin! Der spielenden Flut durchsichtiger Schwall zeigt deiner Paläste Glüh'n.
Die Türme ragen düster empor und geben schweigend ihr Trauern kund; die Mauer durchbricht das gewölbte Tor, es schimmern die Kirchenfenster bunt.
Doch in der schauerlich stillen Pracht keines Menschen Tritt, keine Lust, kein Spiel; auf Straßen und Märkten ungeschlacht treibt sich der Fische Gewühl.
Sie glotzen mit glasigen Augen dumm in die Fenster und in die Türen hinein; sie seh'n die Bewohner schläfrig und stumm in ihren Häusern von Stein.
Ich will hinunter, ich will erneu'n die versunkene Pracht, die ertrunkene Lust! Die Zauber des Todes will ich zerstreu'n mit dem Odem meiner lebendigen Brust!
Erfülle aufs neue zu Kampf und zu Kauf die Säulenhallen des Marktes Raum! Ihr Mädchen, schlaget die Augen auf und preiset den langen Traum!
Hinab! Nicht rudert er fürder! Schlaff und reglos sinken ihm Arm und Fuss, über seinem Haupte schliesst sich das Haff, er entbietet der Stadt seinen Gruss.
Er lebt in den Häusern der alten Zeit, wo die Muschel blitzt, wo der Bernstein glüht. Unten die alte Herrlichkeit, oben ein Fischerlied.