Mein sehr verehrter Landesherr: zuvor ergebnen Gruss. Ich bin zwar kein berьhmter Mohr, kein Kardinal und kein Minister oder so, ich heisse kurz: Villon, bin unbeweibt (was allerdings nicht heiss, dass sich kein Weib an mich mehr reibt, wenns ihr so ist nach solchem Zeitvertreib). Ansonsten bin ich froh, wenn mir kein Pastor, dems nach meiner Seele juckt, auf die polierten Stiefel spuckt.
Nun hat nach einer kleinen Sauferei, am Hafen unten, jemand ein Geschrei um seinen Hut gemacht, der flog ihm wohl vom Kopf und aus der Scheide auch zugleich das Schwert. Da habe ich mich eben notgewehrt, mehr war er auch nicht wert, der Tropf. Nun soll ich hier in diesem Affenstall den Lohn empfangen fьr den Sьndenfall.
Der Affenstall an sich, der stachelt mich nicht allzusehr; nur das ist widerlich, dass man kein Geld im Beutel hat. Ich hдnge sozusagen in der Luft und werde hin und her gebufft wie ein verschrobnes Brombeerblatt. Kurzum, mein Herr, es liegt in deiner Macht, wenn der Villon mal wieder lacht.
Ich habe nie bei armen Leuten angeklopft, mir oft genug mit Wind das Maul gestopft. Du aber, Herr, wirst diese Ehre schon zu schдtzen wissen... dachte so an dreissig Pfund in Gold. Ich zahl natьrlich, wenn mich Gott gesund aus diesem Loch entlдsst und der Gendarm mich um den Lohn nicht etwa noch betrьgt, das Doppelte zurьck. Als Pfand vermach ich dir den Galgenstrick.
Notwendige Nachschrift:
Was alles unternimmt man nicht, wenn vieles schief und noch viel schiefer geht, es reicht bei mir nicht mehr zu einem Dreierlicht und in der Finsternis gerдt mir kein Gebet. Doch wenn du glaubst, verehrter Baas, es macht mir Spass, um die paar Pfund dich anzuheulen wie ein Hund, dann bist du selber einer und obendrein noch ein gemeiner.