Ich, Villon, ein Dichter und Vagant, Franzose und verbannt aus meinem Vaterland, mich kitzelt der Geruch der grossen Stadt, ich brauche Raum, ich brauche Raum und habe nicht einmal fьr meinen Kopf ein Futteral. Ich hab den Hetzhund endlich satt, der mich durch die verfaulten Wдlder treibt. Ich bin ein ganzes Jahr schon unbeweibt.
Du aber weisst, wie reissend mich das Blut bewegt, wie mein Gehirn durch alle Himmel fegt, ich hab dir mehr als einen Reim geschenkt, da war noch Wьrze drin und Salz. Jetzt klebt ein Schandfleck rot an meinem Hals, und wer mich fдngt und henkt, streicht hundert Golddukaten ein; soll das mein Leben lang dein Wille sein?
Du, sieh her, ich trage auf der grauen Haut nur diesen Rock, der ist geklaut und stinkt nach Muff und Mottenfrass. Sieh hier, am Knie ein Loch, so gross wie eine Faust... Wer bin ich bloss, dass ich zu Mist und Aas verdammt bin, ich, Villon aus Gross-Paris, Professor einst und Herr vom Goldnen Vlies.
... mein Bruder hцr: Wozu bist du so stolz auf einen Thron gesetzt, wenn du wie Holz dich anfьhlst und nicht schreist: "Schafft den Villon mir her, zieht ihm ein Kleid von Seide an. 's ist hцchste Zeit, dass die Durchlaucht mit mir zu Abend speist!" Mein Bruder, hцr doch: Ich hab nur Wind im Darm und bin wie eine Laus, so arm.
Ja, auch so ein Kцnig neigt zuweilen sich zu seinem Untertan herab und denkt wie ich; dass alle Menschen gross und klein, am Ende sollen Brьder sein.