Als mich das Blut durchkochte dreißig Jahr und Tag und Nacht nur Gram und Schande war, da bin ich auch kein großes Licht gewesen, auch nie als Narr von einem König angestellt. Mich haben harte Besen vom Mutterleib hineingefegt in diese Welt. Doch du, Herr Bischof, Hund, du kannst mich nit verfluchen, weil ich bitter Strafen litt.
Ich bin noch lange nicht dein Sklave hier, du Judas, bin auch nicht dein Schmeicheltier. Vergessen wird dir nie die Kerkerzelle, als draußen Sommer war mit Feuermohn und Wein und viele Frauen bettelnd auf der Schwelle zu meinem Herzen lagen. Ach, du Stein; der Satan wird dir zahlen, wie du mich so hart geschlagen hast und mich genarrt.
Auch Jesus, der so hell brennt wie ein Stern, der schont gewiß nicht all die feinen Herrn, die mir so manche Freude stahlen bei Nacht und auch bei Tageslicht; sie werden es im Feuerofen zahlen, mit keinem Geld entgehn sie dem Gericht. Darüber wird vielleicht noch mancher Winter schnein und ich ein armer und gejagter Dichter sein.
Oft denk ich deiner auch, mein Kamerad; daß vor mir du verdarbst, ach, das ist schad. Ich träumte heut, du bist ein Stern geworden, der erste, wenn die Sonne untergeht, dort, wo sonst keine Sterne stehn im Norden. Jetzt hast du Nacht für Nacht mein Stoßgebet; und daß statt deiner ich dereinst im Kerker saß, wie gut, daß ich es bald verschwitzte und vergaß.
Gepeinigt hast du mich gar manche Nacht, du siehst, ich habe mich deshalb nicht umgebracht, dein Mädchen war mir Beistand, wenn's mich quälte, und hat mit ihrem Fleisch mich gut genährt. Ach, keiner in der Welt, den ich zum Bruder mir erwählte, hat mir so reichlich Huld und Gunst gewährt. Jetzt kommt ein guter Wind von Flandern her und läßt mich Erde schmecken, Wald und Meer.
Auch Du, Maria, warst nicht schlecht zu mir, mit Deinem Bild im Herzen schlief in mir das Tier. Auch den Apostel Sankt Johannes kröne mein Dankwort für so manchen Trost in großer Not. Und dir, mein König, stolz im Kranz der Söhne, erflehe ich den Sieg und Englands Tod; es blüh dir Ruhm und Ehre für und für und daß Sankt Petrus gnädig öffne dir die Himmelstür. In dieser Welt, wo alles grau verweht, dir, liebe Mutter, schnell noch ein Gebet. Sei du der Baum, dess Blätter ewig dauern und der uns immerblühend goldne Früchte schenkt. Dir wird der Himmel nicht mit schwarzen Mauern verrammelt sein, wenn der Herr Jesus deine Hände lenkt. Du hast dich nie mit fremdem Gut gemein gemacht, du hast gedarbt und an den Sohn gedacht.
Vielleicht erlöste dein Gebet mich aus dem Hungerloch. Und nun nach bittrer Wochen Qual und Joch, willst du, mein Herz, mir schnell den Abschied schreiben? Ja, weil ich elend bin, zu nichts mehr gut, muß ich wohl mit dem dunklen Wasser treiben und durch mein Blut schwärt keine andre Glut: Weil ich kein Geld mehr habe, auch kein Weib, sing ich dies Winterlied nicht nur zum Zeitvertreib. So lang ich Augen habe und noch einen Laut und unter meinem Hintern noch ein Büschel Kraut, will ich sie küssen, deine Sorgenhand, die mich erhoben hat von Schanden allerhand. Es kann mich nichts mehr schrecken, ich seh nur dein Gesicht, nur deinen Mund, ich darf in meinem Traum ihn schmecken und schmecke mich vielleicht daran auch noch gesund.
Des ganzen Lebens schwarze Litanei, vom Mutterleibe bis zum Todesschrei, die langen Wanderungen durch die kalten Gelächter aller Menschen und zuletzt der Streich des Henkers, haben böse Falten in mein Gesicht gemacht, mich so herumgehetzt wie Wölfe, fort aus einem warmen Nest gejagt und nie nach meinem Leid gefragt.
Mir hat's die Augen müder noch gemacht, als alle Schriften, d