Marienbad: Werk 1: Nachtfall 2011
Die gelbe Villa der Selbstmörder
Geh nicht in die gelbe Villa
Oben auf dem Rebenberg
20 Jahre steht sie leer
Findet keinen Mieter mehr
Viele haben sie betreten
Jene Mauern, meist bei Nacht
Haben einen Weg gesucht
Der ihren Herzschlag ruhig macht
Wenn man sie findet, meist nach Tagen
In ihrem Blute, reich verziert
Die Augen leer, nach innen blickend
Weisen in keine Richtung mehr
Ich hab es satt, mein eignes Leben
Die Einsamkeit hat mich zerstört
Will nicht länger Stunden zählen
Bis mein Leid ein Ende hat
Ich leg es in die eignen Hände
Hab lustvoll mir den Strick geknüpft
Wird mir hart den Nacken brechen
Und dann endlich hat es Ruh
Mein Ziel ist klar, die Sinne scharf
Regen peitscht kalt ins Gesicht
Bin auf dem Weg zur Lehnert-Villa
Ein Morgen gibt es für mich nicht
Ich trete ein, bin fest entschlossen
Geh nach oben, bis zum Geländer
Binde dort mein Stricklein an
Damit ich daran baumeln kann
Fühlt sich gut an...
Fühlt sich richtig an...
Hab keine Angst - wovor denn auch?
Hole einmal nur noch Luft
Lass die Ruhe auf mich wirken
Werde gleich ein Teil von ihr
Unter mir der Marmorboden
Steig aufs Geländer, lächle sacht
Alles was mir Qual bereitet
Endet jetzt in dieser Nacht -
Schritt vor!
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