Schoenberg: Erwartung, Op. 17 - 1. Hier Hinein? Man Sieht Den Weg Nicht
I. Szene Am Rande eines Waldes. Mondhelle Straßen und Felder; der Wald hoch und dunkel. Nur die ersten Stämme und der Anfang des breiten Weges noch hell. (Eine Frau kommt; zart, weiß gekleidet. Teilweise entblätterte rote Rosen am Kleid. Schmuck.)
(Zögernd:) Hier hinein? … Man sieht den Weg nicht … Wie silbern die Stämme schimmern … wie Birken (vertieft zu Boden schauend.) Oh! Unser Garten … Die Blumen für ihn sind sicher verwelkt … Die Nacht ist so warm. (In plötzlicher Angst:) Ich fürchte mich … (Horcht in den Wald, beklommen:) Was für schwere Luft herausschlägt … wie ein Sturm, der steht … (Ringt die Hände, sieht zurück:) So grauenvoll ruhig und leer … Aber hier ist es wenigstens hell … (Sieht hinauf:) Der Mond war früher so hell … (Kauert nieder, lauscht, sieht vor sich hin:) Oh! Noch immer die Grille mit ihrem Liebeslied … Nicht sprechen … es ist so süß bei dir … Der Mond ist in der Dämmerung … (Auffahrend. Wendet sich gegen den Wald, zögert wieder, dann heftig:) Feig bist du … willst ihn nicht suchen? So stirb doch hier (Leise:) Wie drohend die Stille ist … (Sieht sich scheu um:) Der Mond ist voll Entsetzen … Sieht der hinein? (Angstvoll:) Ich allein … in den dumpfen Schatten (Mut fassend, geht rasch in den Wald hinein:) Ich will singen, dann hört er mich …