Combeferre: Die Kämpfer steh'n rund um die Notre Dame
Feuilly: Auch Rue du Bac erwartet das Signal
Courfeyrac: Nicht Studenten sind's allein, jeder will der Erste sein Alle reichen uns die Hand, ganz Paris, das ganze Land
Enjolras: Die Zeit ist nah Gut, daß sich jeder in Ungeduld übt Doch seht euch vor Daß nicht der Wein die Sinne trübt Denn der Feind gegenüber ist listig und stark Er hat Männer und Waffen wie wir nur im Traum Alle sitzen und reden und fühl'n sich im Recht Doch die Garde des Königs beeindruckt das kaum Wir sind bereit uns alle zu sammeln Mit Hoffnung und Mut doch noch ist's nicht so weit Marius, na endlich
Joly: Was fehlt dir, Freund? Du siehst so mitgenommen aus
Grantaire: Komm, trink, und sag, was dir geschah
Marius: Ein Engel kam, ein guter Geist Der dich aus jeder Trauer reißt Ein Blitz, schon war sie nicht mehr da
Grantaire: Ich glaub', ich hab' es mir den Ohr'n Freund Marius hat sein Herz verlor'n? Plötzlich sieht die Welt so weiblich aus Komm runter, Kleiner, hier ist Krieg Schwärm nicht vom Casanovasieg Wir sind hier nicht im Opernhaus
Enjolras: Endlich ist es soweit, wird Geschichte gemacht Hier geht's nicht um den Spaß von verwöhnten Flanieren der Nacht Hat sich jeder gefragt, welchen Einsatz er wagt? Wer noch geh'n will, soll geh'n, daß sich keiner beklagt Die Farben dieser Welt soll'n leuchten, wenn es tagt Rot, das Blut ist heiß und jung Schwarz, die schwere Leidenszeit Rot, die Morgendämmerung Schwarz, die Nacht verliert den Streit
Marius: Hättest du sie gesehn, könntest du mich verstehn Dieser Schock bis ins Mark bei dem Anblick von ihrem Gesicht Hättest du sie gesehn, wär' dir Gleiches geschehn Wie die Welt sich erhellt durch eine Ladung Licht And alles, was dich quält, nun kümmert es dich nicht
Grantaire: Rot
Marius: Die Glut des Augenblicks
Grantaire: Schwarz
Marius: Sind Einsamkeit und Tod
Studenten: Rot
Marius:
Die Farbe meines Glücks
Studenten: Schwarz
Marius: Die Farbe meiner Not
Enjolras: Marius, nur ein Kind spricht wie du Ich glaube, du gehörst dazu Doch uns hier ruft ein großes Ziel Was schert uns jetzt dein Liebesleid? Wir kämpfen für die neue Zeit Ein kleines Leben zählt nicht viel
Studenten: Rot, das Blut ist heiß und jung Schwarz, die schwere Leidenszeit Rot, die Morgendämmerung Schwarz, die Nacht verliert den Streit
Enjolras: Sag, Courfeyrac, sind die Gewehre da? Feuilly, Combeferre, die Zeit wird langsam knapp Grantaire, wirf die Flasche fort? Sind die Waffen schußbereit?
Grantaire: Schütt mir Branntwein in den Schlot Und ich hauch sie alle tot
Courfeyrac: In St. Antoine steh'n alle wie ein Mann
Combeferre: In Notre Dame zählt jeder Pflasterstein
Feuilly: Zwanzig Flinten, gut wie neu
Gavroche: Hört mal
Joly: Zwanzig Schuß für jeden Mann
Gavroche: Hört doch mal her
Jean Prouvaire: Vierzig Schuß hat Port St. Cloud
Gavroche: Alle mal herhören
Lesgles: Sieben Flinten St. Martin
Gavroche: General Lamarque ist tot
Enjolras: Lamarque ist tot Lamarque, sein Tod wird für uns zum Fanal Der Mann des Volks, sein Tod ist das Angriffssignal Sein Begräbnis wird zeigen, wie sehr man ihn ehrt Es erhebt sich ein Schlachtruf, wie's niemals geschah Durch den Tod von Lamarque wird die Flamme genährt Alle fühlen, der Tag der Erlösung ist da Die Zeit ist reif Heißen wir sie willkommen mit Hoffnung und Mut Heißes Herz, und die Straßen pulsieren wie Blut Bald schon werden wir frei Alle strömen herbei Wie ein einziger Schrei