Vater der Gnade, in Leuchten gewandet, Vater, geboren auf himmlischem Thron, Lausch meiner Stimme ersterbenden Donner; Ich bin nicht länger dein höriger Sohn! Heute, vom Zorn eitler Jugend genesen, Spüre ich schmerzhaft, daß Unrecht ich tat, Als ich, dir folgend, dem Himmel ergeben, Gläubig den Weg deines Wortes betrat
Und meinen Bruder mit richtendem Schwerte Aus deines Reiches Palästen verstieß. Ihn! der durch seine betörende Schönheit Wortlos der Schöpfungen Herrlichkeit pries. Ihn! der voll Unschuld im Traum das Erwachen Älterer, stärkerer Götter beschwor, Hast du verstoßen vom Quell deiner Gnade, Grausamer! weil deine Liebe erfror.
Mußtest du freveln am eigenen Blute, Hast du gerichtet nach göttlichem Maß, War es nur Furcht, Vater, Gift feiger Rache, Das deiner Weisheit Gedanken zerfraß? Geißelnde Zweifel zerrannen im Strome Meiner vergossenen Tränen, es starb Schmählich mein Glaube, der Siegerkranz welkte, Den ich mit ruhmlosem Heere erwarb.
Unter dem hallenden Banner des Rufes; "Wer ist wie Gott?" stand ich bebend im Licht Meiner Getreuen, mein Zorn riß mir Wunden, Ich aber hemmte sein Ungestüm nicht. Ja! wir verschmolzen Schulter an Schulter, Schwerter um Schwert zu lebendigstem Strahl- Als meine Seele im Jubel erstickte Hinter der Panzerung schirmendem Stahl.
Vater, vergib mir, die eherne Rüstung, Die meines Herzens Verletzlichkeit barg, Wird mir zu schwer, meine Schwingen erlahmen, Vater, vergib mir, ich bin nicht mehr stark. Nacht für Nacht, wenn der Morgenstern mahnend Wandelt auf seinem entlegenen Pfad, Ich mir die Rückkehr der Stunde des Kampfes Um deine ewige Herrschaft erbat.
Jung war die Welt, nicht vom Leide erobert, Da ich mein Schwert, dir gehorchend, erhob. Ängstlich, beim Klang meiner Stimme, gleich Nebel, Seine Gefolgschaft aus Schatten zerstob. Damals, erschaudernd vor eigener Stärke, Flüsterte leise ich: "Bruder, entflieh!" Er aber in alle Winde den Geifer Lästernden, tödlichen Hohnes verspie,
Blickte zum Himmel und nieder zur Erde, Lachte verächtlich, mit donnerndem Hall, Warf in den Abgrund der Nacht seine Krone, Blitze entfachend, von schwarzem Kristall. Gleich einer sinkenden Sonne verlodernd Fiel sie, ich wollte ihn halten, doch er Stürzte sich brennend, mit marmornem Antlitz, Ihrem erlöschenden Schweif hinterher.
"Flamme zu Flamme!" rief er im Fallen, Über der Hölle geöffnetem Schlund, "Flamme zu Flamme!" tönt es noch immer Ferne, mich lockend aus nächtlichem Grund. Vater, die Schlacht, die ich niemals geschlagen, Doch durch die Gunst deiner Gnade gewann, Tobt nun in mir, denn ich sehe, am Himmel Glimmt seiner Augen betörender Bann
Immerfort siegreich. Dein Himmel, mein Vater, Kann meiner Sehnsüchte Heimstatt nicht sein. Tief muß ich fallen, entzweit von dir stürzen, Frei, in das Grab deines Fluches hinein. Luzifer, Bruder, nun öffne die Pforten Deiner Gefilde, schnell, zögere nicht! Laß deines Stolzes gebändigte Gluten Tilgen die Tränen von meinem Gesicht.
Waffenlos stehe ich vor deinen Hallen, Blutend, vom Sturz in die Nächte verletzt, Bin nun gewappnet, dem Tag zu entsagen, Schnell, Bruder, komm und umarme mich jetzt. Hier, unbeirrt, an des Wahnes Gestade, Hier, von des Rausches Verlockung bedroht, Bruder, erwarte ich furchtlos dein Nahen, "Flamme zu Flamme"! sei unser Gebot.