Pamina (kniet): Herr, ich bin zwar Verbrecherin, Ich wollte deiner Macht entfliehn, Allein die Schuld ist nicht an mir - Der boese Mohr verlangte Liebe; Darum, o Herr, entfloh ich dir.
Sarastro: Steh auf, erheitre dich, o Liebe! Denn ohne erst in dich zu dringen, Weiss ich von deinem Herzen mehr: Du liebest einen andern sehr. Zur Liebe will ich dich nicht zwingen, Doch geb' ich dir die Freiheit nicht.
Pamina: Mich rufet ja die Kindespflicht, Denn meine Mutter -
Sarastro: Steht in meiner Macht. Du wuerdest um dein Glueck gebracht, Wenn ich dich ihren Haenden liesse.
Pamina: Mir klingt der Muttername suesse; Sie ist es -
Sarastro: Und ein stolzes Weib! Ein Mann muss eure Herzen leiten, Denn ohne ihn pflegt jedes Weib Aus ihrem Wirkungskreis zu schreiten.
(Monostatos fuehrt Tamino herein.)
Monostatos: Nun stolzer Juengling, nur hierher! Hier ist Sarastro, unser Herr.
Pamina (sieht Tamino): Er ist's!
Tamino (sieht Pamina): Sie ist's!
Pamina: Ich glaub' es kaum!
Tamino: Sie ist's!
Pamina: Er ist's!
Tamino: Es ist kein Traum!
Pamina: Es schling' mein Arm sich um ihn her!
Tamino: Es schling' mein Arm sich um sie her!
Beide: Und wenn es auch mein Ende waer!
(Sie umarmen sich.)
Alle: Was soll das heissen?
Monostatos: Welch eine Dreistigkeit! Gleich auseinander! Das geht zu weit! (Er trennt sie; kniet dann vor Sarastro nieder.) Dein Sklave liegt zu deinen Fuessen, Lass den verwegnen Frevler buessen! Bedenk, wie frech der Knabe ist: Durch dieses seltnen Vogels List Wollt er Pamina dir entfuehren. Allein ich wusst' ihn auszuspueren. Du kennst mich! Meine Wachsamkeit-
Sarastro: Verdient, dass man ihr Lorbeer streut! He, gebt dem Ehrenmann sogleich -
Monostatos: Schon deine Gnade macht mich reich.
Sarastro: Nur siebenundsiebenzig Sohlenstreich!
Monostatos: Ach Herr, den Lohn verhofft' ich nicht!
Sarastro: Nicht Dank, es ist ja meine Pfticht!
(Monostatos wird abgefuehrt)
Alle: Es lebe Sarastro, der goettliche Weise! Er lohnet und strafet in aehnlichem Kreise.
Sarastro: Fuehrt diese beiden Fremdlinge In unsern Pruefungstempel ein; Bedecket ihre Haeupter dann, Sie muessen erst gereinigt sein.
(Der Sprecher und zwei Priester bringen eine Art Sack und bedecken die Haeupter der beiden Fremden)
Schlusschor: Wenn Tugend und Gerechtigkeit Den grossen Pfad mit Ruhm bestreut, Dann ist die Erd' ein Himmelreich, Und Sterbliche den Goettern gleich.