Lady Capulet: Die Zeit ist vorbei von Vaters Leidenschaft. Trotz mancher Zauberei ist sie dahingerafft. Einst brannt' in ihm die Glut der ersten Liebesnacht. S' war wei eine Flut. Ich heut' noch danach schmacht'. Ich war schön wie du. Er sah nur noch mich. Dein Vater ohne Ruh' nie von der Seite wich. Doch dann verging die Zeit und auch die Liebesfähigkeit.
Lady Capulet/Amme: Stets träumt man sehnsuchtsvoll von 'nem eig'nen Apoll. Julia sei bereit: Freu dich auf die Hochzeit!
Amme: Hör' deiner Mutter zu!
Lady Capulet: Hör' deiner Amme zu!
Lady Capulet: Die Männer!
Amme: Ja, die Männer!
Amme. Die Männer sind oft schwach.
Lady Capulet: Uns Frau'n versteh'n sie nicht.
Amme: Das ist nicht ganz ihr Fach.
Lady Capulet: Manchmal, da hass' ich sie!
Amme: Und ich, ich lieb sie doch!
Lady Capulet: Verfolgten dich nie!
Amme: Ich weiß, doch hoff' ich noch! Und and're denken sich, bei einer klein' Affär' ist man nicht zimperlich- Lebt sich's nur halb so schwer!
Lady Capulet: Hör' nicht auf diese Frau, aus Neid oft wahrheitsscheu! Mein Mann weiß genau: Ich war ihm immer treu!
Lady Capulet/Amme: Das Leben vergeht. So kurz ist die Zeit. Solange es noch geht, nimm dir doch den, der jetzt freit!
Lady Capulet: Das Kleid dir sicher steht.
Amme: Ich weiß, ich hab es ja genäht!
Lady Capulet/Amme: Und sind wir auch nur Frau'n. Aber du kannst uns trau'n. Geben dir den Rat: Freu dich auf die Heirat!
Lady Capulet (gesprochen): Ich bitt' dich, hör' mir zu.
Amme (gesprochen): Ach, entscheiden wirst nur du.
Lady Capulet/Amme: Das Leben vergeht. So kurz ist die Zeit. Solange es noch geht, nimm dir doch den, der jetzt freit! Du wirst uns danken irgendwann, so nimm doch diesen Mann!