In manchen kühlen See steht selbst die Zeit der Toten still Weil sie einfach nicht verstreichen, weil sie nicht vergehen will Deshalb rufen sie hinauf in der Hoffnung, dass man bleibt Und ihnen ein paar Stunden all die Ewigkeit vertreibt
Und sie rufen, sie rufen, sie rufen immerzu Ja, sie flüstern, sie flüstern, sie flüstern immerzu
Schlaf, Kindlein, schlaf auf dem Grund Tauche ein in finstre Tiefen, steig hinab in unsren Höllenschlund Iss, Kindlein, iss süßen Schlamm Du musst artig, artig essen, unten wartet schon dein Bräutigam
Trink, Kindlein, öffne den Mund Atme faules, faules Wasser, sag „Lebewohl“ zum trauten Erdenrund Fall, Englein, die Zeit ist reif Deine Federn müssen starr sein, deine Flügelchen vor Kälte steif
Ich bin alt, verwelkt und schwach, missgestaltet, leergelebt Bleib doch noch ein wenig hier, auch wenn Angst dein Herz umwebt Blicke tiefer in den Spiegel, setz den Fuß auf diesen Stein Komm doch näher, Kleines, näher, nur ein Schritt und du bist mein
Und sie flüstern, sie flüstern, sie flüstern immerzu Was sie wollen, sie wollen, was sie wollen, das bist du Und die Schreie, die Schreie, sie flattern durch den Wald Denn im Wasser, im Wasser, im Wasser ist es kalt
Schlaf, Kindlein, schlaf auf dem Grund Dein Vater hütet hütet Schafe hier bei uns im finstren Höllenschlund Fang, Kindlein, fang deinen Traum Deine Mutter rüttelt unter dir am alten, alten Schädelbaum