Götterdämmerung - 1. Aufzug: 2. Szene: Begrüße froh, o Held
GUNTHER
Begrüsse froh, o Held, die Halle meines Vaters; wohin du schreitest, was du ersiehst, das achte nun dein Eigen: dein ist mein Erbe, Land und Leut', - hilf, mein Leib, meinem Eide! Mich selbst geb' ich zum Mann.
SIEGFRIED
Nicht Land noch Leute biete ich, noch Vaters Haus und Hof: einzig erbt' ich den eignen Leib; lebend zehr' ich den auf. Nur ein Schwert hab' ich, selbst geschmiedet: - hilf, mein Schwert, meinem Eide! - Das biet' ich mit mir zum Bund.
HAGEN (der zurückgekommen ist und jetzt hinter Siegfried steht)
Doch des Niblungenhortes nennt die Märe dich Herrn?
SIEGFRIED (sich zu Hagen umwendend)
Des Schatzes vergass ich fast: so schätz' ich sein müss'ges Gut! In einer Höhle liess ich's liegen, wo ein Wurm es einst bewacht'.
HAGEN
Und nichts entnahmst du ihm?
SIEGFRIED (auf das stählerne Netzgewirk deutend, das er im Gürtel hängen hat)
Dies Gewirk, unkund seiner Kraft.
HAGEN
Den Tarnhelm kenn' ich, der Niblungen künstliches Werk: er taugt, bedeckt er dein Haupt, dir zu tauschen jede Gestalt; verlangt dich's an fernsten Ort, er entführt flugs dich dahin. - Sonst nichts entnahmst du dem Hort?
SIEGFRIED
Einen Ring.
HAGEN
Den hütest du wohl?
SIEGFRIED
Den hütet ein hehres Weib.
HAGEN (für sich)
Brünnhild'!...
GUNTHER
Nicht, Siegfried, sollst du mir tauschen: Tand gäb' ich für dein Geschmeid, nähmst all' mein Gut du dafür. Ohn' Entgelt dien' ich dir gern.