Allmächt'ge Jungfrau, hör mein Flehen! Zu dir, Gepriesne, rufe ich! Lass mich in Staub vor dir vergehen, o,'nimm von dieser Erde mich! Mach, dass ich rein und engelgleich eingehe in dein selig Reich! Wenn je, in tör'gem Wahn befangen, mein Herz sich abgewandt von dir, wenn je ein sündiges Verlangen, ein weltlich Sehnen keimt' in mir, so rang ich unter tausend Schmerzen, dass ich es töt' in meinem Herzen! Doch, konnt'ich jeden Fehl nicht büssen, so nimm dich gnädig meiner an, dass ich mit demutsvollem Grüssen als würd'ge Magd dir nahen kann: um deiner Gnaden reichste Huld nur anzuflehn für seine Schuld!
Wie Todesahnung Dämmrung deckt die Lande, umhüllt das Tal mit schwärzlichem Gewande; der Seele, die nach jenen Höhn verlangt, vor ihrem Flug durch Nacht und Grausen bangt. Da scheinest du, o lieblichster der Sterne, dein Sanftes Licht entsendest du der Ferne; die nächt'ge Dämmrung teilt dein lieber Strahl, und freundlich zeigst du den Weg aus dem Tal.
O du, mein holder Abendstern, wohl grüsst'ich immer dich so gern: vom Herzen, das sie nie verriet, grüsse sie, wenn sie vorbei dir zieht, wenn sie entschwebt dem Tal der Erden, ein sel'ger Engel dort zu werden!