Der Rosenkavalier (The Knight of the Rose): 'Marie Theres'...Hab' mir's gelobt' (Trio, Act III)
OcTAViAN (unschlUssig, als wollte er ihr nach) :
Marie Theres' !
{Marschallin bleibt in der Tiir stehen. Octavian steht ihr sundchst, Sophie weiter rechts.)
Marschallin (vor sich, ztigleich mit Octavian und Sophie) :
Hab' mir's gelobt, Ihn lieb zu habcn in der richtigen Weis'. Dass ich selbst Sein Lieb' zu einer andern noch lieb hab ! Hab' mir f reilich nicht gedacht, dass es so bald mir auf erlegt sollt' werden !
{Seufzend.) Es sind die mehrenen Dinge auf der Welt, So dass sie ein's nicht glauben tat'. Wenn man sie mocht' erzahlen hor'n. Alleinig wer's erlebt, der glaubt daran und weiss nicht
wie — Da steht der Bub' und da steh' ich, und mit dem fremden
Madel dort Wird Er so gliicklich sein, als wie halt Manner Das Gliicklichsein verstehen. In Gottes Namen.
Octavian (zugleich mit der Marschallin und Sophie, erst vor sich, dann Aug' in Aug' mit Sophie) :
Es ist was kommen und ist was g'schehn,
Ich mocht' Sie fragen: darf's denn sein? und grad' die
Frag', Die spiir ich, dass sie mir verboten ist. Ich mocht' Sie fragen: warum zittert was in mir? — Ist denn ein grosses Unrecht geschehn? Und grad' an Sie Darf ich die Frag' nicht tun — und dann seh' ich dich an, Sophie, und seh' nur dich und spiir' nur dich, Sophie, und weiss von nichts als nur : dich hab' ich lieb.
Sophie (sugleich mit der Marschallin und Octavian, erst vor sich, dann Aug' in Aug' mit Octavian) :
Mir ist wie in der Kirch'n, heilig ist mir und so bang. Und doch ist mir unheilig auch ! Ich weiss nicht, wie mir
ist. (Ausdrucksvoll.)
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OcTAViAN (zvith deep feeling) :
Marie Theres', how good are you, Marie Theres', I do not know —
Princess (with an enigmatical expression, softly) :
And I know nothing.
(Quite toneless.) Nothing —
(Site makes a sign to him to remain.)
OcTAViAN {uncertain, as if he wished to follow her) :
Marie Theres' !
(The Princess remains standing in the door. Octavian stands next to her, Sophia further to the right.)
Princess (to herself) :
I made a vow to love him rightly as a good woman should,
Nay, e'en to love the love he bore another
I promised ! But in truth I did not think
That all so soon my vow would claim fulfilment.
(Sighing.) Full many a thing is ordained in this world, Which we should scarce believe could be, If we heard others tell of them . . . But soon he whom they wound believes in them, and
knows not how — There stands the boy, and here stand I, and with his love,
new found this day, He will have happiness.
After the manner of men, who think they know it all. 'Tis
done — so be it.
Octavian (together with the Princess and Sophia, first aside, then gazing into Sophia's eyes) : '
What has come o'er me, what has come to pass?
I fain would ask her. Can it be? And just that question,
I know I cannot ask of her.
I fain would ask her: oh, why trembles all my soul? —
Has bitter wrong, a sinful deed been done? And just
of her I may not ask the question — and then on your dear face I gaze, and see but you, and know but you, Sophia, and I know but this: You, you I love !
Sophia (together with the Princess and Octavian, first aside, then gazing into Octavian's eyes) :
As one at worship, thoughts most holy fill my soul, And yet thoughts most unholy too possess mc: I'm dis- traught.
(With niticli r.vprcs.fi()u.)
Ich mocht mich niederknien dort vor der Frau und mocht
ihr was antun, denn ich spiir', sie gibt mir ihn und nimmt mir was von ihm zugleich. Weiss gar nicht,
wie mir ist! Mocht' all's verstehen und mocht' auch nichts verstehen. Mocht fragen und nicht fragen, wird mir heiss und kalt. Und spiir nur dich und weiss nur eins: dich hab' ich lieb!
(Marschallin geht leise links hinein, die beiden bemerken es gar nicht. Octavian ist dicht an Sophie herangetreten, einen Augenblick spdter liegt sie in seinen Armen.)
Octavian {zugleich mit Sophie) :
Spiir nur dich, spiir nur dich allein und dass wir beieinander sein! Geht all's sonst wie ein Traum dahin vor meinem Sinn !
Sophie {zugleich mit Octavian) :
Ist ein Traum, kann nicht wirklich sein, dass wir zwei beieinander sein, beieinand' fiir alle Zeit und Ewigkeit !
Octavian (ebenso) :
War ein Haus wo, da warst du drein, und die Leut' schicken mich hinein, mich gradaus in die Seligkeit! die waren g'scheit !
Sophie (ebenso) :
Kannst du lachen? Mir ist zur Stell' bang wie an der himmlischen Schwell' ! Halt' mich, ein schwach Ding, wie ich bin, sink' dir dahin!
(Sie muss sich an ihn Ichnen. In diesem Augenblick offnen die Faninalschcn Lakaien die Tiir und treten herein, jeder mit einem Leuchter. Durch die Tiir kommt Faninal, die Marschallin an der Hand filhrend. Die beiden jungen stehen einen Augenblick verwirrt, dann machen sie ein tiefes Komplitnent, das Faninal und die Marschallin erwidern. Faninal tupft Sophie vdterlich. guttniitig auf die Wange.)
Faninal: Sind halt aso, die jungen Leut'!
Marschallin : Ja, ja.
(Faninal reicht der Marschallin die Hand, fUhrt sie zur Mitteltiir, die zugleich durch die Livree der Marschallin, darunter der kleine Neger, geoffnet wurde. Draussen hell, herinnen halb- dunkel, da die beiden Diener mit den Leuchtern der Marschallin voraustreten. Octavian und Sophie, allein im halbdunklen Zim- mer, tviederholen leise.)