7 frühe Lieder für eine Singstimme mit Klavier (1905-1908)
Juliane Banse (soprano) Aleksandar Madžar (piano) Neumarkt, Historischer Reitstadel, March 2009
1. Nacht
Dämmern Wolken über Nacht und Tal, Nebel schweben, Wasser rauschen sacht. Nun entschleiert sich's mit einemmal: O gib Acht! Gib Acht! Weites Wunderland ist aufgetan. Silbern ragen Berge, traumhaft groß, Stille Pfade silberlicht talen Aus verborg'nem Schoß; Und die hehre Welt so traumhaft rein. Stummer Buchenbaum am Wege steht Schattenschwarz, ein Hauch vom fernen Hain Einsam leise weht. Und aus tiefen Grundes Düsterheit Blinken Lichter auf in stummer Nacht. Trinke Seele! Trinke Einsamkeit! O gib Acht! Gib Acht!
2. Schilflied
Auf geheimem Waldespfade Schleich' ich gern im Abendschein An das öde Schilfgestade, Mädchen, und gedenke dein!
Wenn sich dann der Busch verdüstert, Rauscht das Rohr geheimnisvoll, Und es klaget und es flüstert, Daß ich weinen, weinen soll.
Und ich mein', ich höre wehen Leise deiner Stimme Klang, Und im Weiher untergehen Deinen lieblichen Gesang.
3. Die Nachtigall
[Das] macht, es hat die Nachtigall Die ganze Nacht gesungen; Da sind von ihrem süssen Schall, Da sind in Hall und Widerhall Die Rosen aufgesprungen.
Sie war doch sonst ein wildes Blut, Nun geht sie tief in Sinnen, Trägt in der Hand den Sommerhut Und duldet still der Sonne Glut Und weiß nicht, was beginnen.
Das macht, es hat die Nachtigall Die ganze Nacht gesungen; Da sind von ihrem süssen Schall, Da sind in Hall und Widerhall Die Rosen aufgesprungen.
4. Traumgekrönt
Das war der Tag der weißen Chrysanthemen, Mir bangte fast vor seiner Pracht... Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmen Tief in der Nacht. Mir war so bang, und du kamst lieb und leise, Ich hatte grad im Traum an dich gedacht. Du kamst, und leis' wie eine Märchenweise Erklang die Nacht.
5. Im Zimmer
Herbstsonnenschein. Der liebe Abend blickt so still herein. Ein Feuerlein rot Knistert im Ofenloch und loht. So, mein Kopf auf deinen Knie'n, So ist mir gut. Wenn mein Auge so in deinem ruht, Wie leise die Minuten zieh'n.
6. Liebesode
Im Arm der Liebe schliefen wir selig ein, Am offnen Fenster lauschte der Sommerwind, Und unsrer Atemzüge Frieden trug er hinaus in die helle Mondnacht. —
Und aus dem Garten tastete zagend sich ein Rosenduft an unserer Liebe Bett Und gab uns wundervolle Träume, Träume des Rausches, so reich an Sehnsucht.
7. Sommertage
Nun ziehen Tage über die Welt, Gesandt aus blauer Ewigkeit, Im Sommerwind verweht die Zeit. Nun windet nächtens der Herr Sternenkränze mit seliger Hand Über Wander- und Wunderland. O Herz, was kann in diesen Tagen Dein hellstes Wanderlied denn sagen Von deiner tiefen, tiefen Lust: Im Wiesensang verstummt die Brust, Nun schweigt das Wort, wo Bild um Bild Zu dir zieht und dich ganz erfüllt.