Der Kuss Es war einmal ein Mägdelein schön wie der Morgentau. Sie war so jung und unberührt, war auf dem Weg zur Frau. Für elf Gold und einen Ring gab sie den ersten Kuss einem reichen Kaufmannssohn ohne Liebe und Genuss.
Küss mich! Küss mich sanft und wild, versiegel meine Lippen. Küss mich jetzt und hier! Nur dein Kuss stillt meine Gier.
Das Mägdelein reifte zur Frau und grausam kam die Stund', als für ein Gold erblühten ihr elf Küsse auf dem Mund. Das Lächeln fror ihr bald zu Eis, ist doch die Zeit ein reißend Fluss. Bald zahlt sie selbst elf Stücke Gold für einen kalten Kuss.
Und als die Zeit noch weiter schritt, ging sie zum Kaufmannssohn, zog seinen Ring von ihrer Hand und bot ihn an als Lohn. Für einen Kuss ohne Gefühl gab sie ihm seinen Ring, bevor er mit elf neuen Gold zu jungen Mädchen ging.